Caterina
Geboren als einzige Tochter eines mächtigen Mafia-Capos, lebte ich in einem goldenen Käfig. Mein Leben wurde von Geburt an festgelegt und im Alter von achtzehn Jahren war ich dazu bestimmt, mit einem hochrangigen Mitglied verheiratet zu werden. In einem verzweifelten Akt der Selbstbestimmung floh ich in ein abgelegenes Nonnenkloster auf Sizilien – der einzige Ort, an dem ich der Schattenwelt meiner Familie entkommen konnte. Doch kurz, bevor ich mein endgültiges Gelübde als Nonne ablegen kann, steht eines Nachts der Teufel höchstpersönlich vor meiner Tür – ein umwerfend gutaussehender, dunkelhaariger Mann mit stechend blauen Augen und einem irischen Akzent, der mir einen Schauer über den Rücken jagt. Er entführt mich aus dem Kloster und erklärt mich zu seiner zukünftigen Frau. Obwohl ich mich gegen diese Zwangsehe sträube, spüre ich die Verführungskraft des Teufels, denn er ist ein Mann, der weiß, was er will. Doch während er mich fordert, verlangt er auch meine Hingabe – denn mein Entführer ist tödliches Gift und köstlicher Wein zugleich.
Callum
Als ich sie aus dem Kloster entführe, wird mir schnell klar: Caterina ist alles andere als die willige, unterwürfige Mafia-Prinzessin, die ich erwartet hatte. Sie ist stark und stolz – doch das macht sie nur noch reizvoller. Meine Aufgabe ist klar: Sie soll Teil eines strategischen Bündnisses mit einer verfeindeten Mafia-Familie werden, ein Instrument, um unsere Macht in der Unterwelt zu festigen. Doch ich spüre schnell, dass sie mehr für mich ist. Denn in der Welt, in der wir leben, ist es nicht nur das Gesetz der Mafia, das zählt, sondern auch die prickelnde Anziehungskraft zwischen uns. Niemand wird sie mir je entreißen. Ich habe versprochen, dass sie mich anflehen wird, sie zu nehmen, und dass jeder, der es wagt, sie zu berühren, sterben wird. Denn Caterina gehört mir - mir allein.
Bereite dich auf eine stürmische Reise vor, in der Leidenschaft, Macht und Gefahr miteinander kollidieren. Denn in dieser Welt gibt es nur einen Weg: den Weg der Eroberung – sowohl des Herzens als auch des Feindes.
Katie Ashley ist eine New York Times- und USA Today-Bestsellerautorin und lebt in der Nähe von Atlanta, Georgia. Zusammen mit ihrer Tochter Olivia ist sie Frauchen von Belle und Elsa, zwei Hunden, die sie aus dem Tierschutz übernommen hat. Katie...
Caterina
„Caterina?“, fragte Schwester Lucia.
Schniefend wischte ich mir über die Augen. „Ja?“
„Du wirst in der Küche gebraucht.“
„Natürlich.“ Ich senkte den Kopf, damit sie meine Tränen nicht sehen konnte, erhob mich von meinem Stuhl und folgte ihr den Flur entlang.
Ich betrat die Küche und runzelte die Stirn. Der Raum lag völlig im Dunkeln. „Oh nein. Sag mir nicht, dass der Strom wieder ausgefallen ist“, stöhnte ich.
Das Licht wurde angeschaltet und jemand rief: „Überraschung!“ Beim Anblick meiner drei Mitschwestern, die einen kleinen Kuchen mit einer brennenden Kerze in der Hand hielten, kamen mir erneut die Tränen.
„Alles Gute...
...zum Geburtstag, Caterina“, sagte Schwester Lucia mit einem Lächeln.
Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. „Ich kann nicht glauben, dass ihr das getan habt.“
„Man wird nicht jeden Tag einundzwanzig“, antwortete Schwester Antonia in ihrer diplomatischen Art.
Seit dem Tag, an dem ich im Dorf angekommen war, hatte ich in ihr meine vor langer Zeit verschiedene Großmutter gesehen. Vor allem, weil sie genauso streng und unnachgiebig war wie meine Nonna. Mit einer ihrer vom Alter gezeichneten Hände bedeutete sie mir, die Kerze auszublasen. „Wünsch dir was.“
Eine egoistische Stimme in mir flüsterte mir zu, dass ich mir ohnehin nichts wünschen konnte, solange ich dem Orden angehörte. Mein Leben lag nicht mehr wirklich in meiner Hand. Natürlich gab es auch eine rationale Stimme, die mir zurief, ich dürfe mir Gesundheit und Glück auf meinem Weg wünschen.
Aber zum ersten Mal seit langer Zeit hatte ich das Gefühl, dass etwas fehlte.
Eine seltsame Leere breitete sich in mir aus. Ich versuchte, mir einzureden, dass ich nur so empfand, weil ich einundzwanzig wurde und dies ein bedeutender Meilenstein war. In den USA hätte ich eine Party gefeiert, bei der Alkohol in Strömen geflossen wäre. In einem anderen Leben hätte ich mich auf das letzte Semester meines Studiums gefreut.
Als Schwester Antonia mich stirnrunzelnd ansah, weil ich zögerte, zwang ich mich zu einem Lächeln. „Tut mir leid. Ich habe nur überlegt, was ich mir wünschen soll.“
„Mein Kind, das ist ganz einfach. Du musst nur darum bitten, dass der Wille des Herrn geschehe.“
Ich beugte mich über den Kuchen und schloss die Augen. Aber als ich die Kerze ausblies, folgte ich nicht Schwester Antonias Rat, sondern wünschte mir, dass ich meine wahre Bestimmung finden würde.
Es war zwar nicht ganz die Party, über die ich mit meinen Brüdern gescherzt hatte, aber ich verbrachte einen wunderschönen Abend mit den Schwestern. Wir aßen die Reste der Suppe und tranken gereiften Wein, während wir uns den Kuchen schmecken ließen. Sie unterhielten mich mit Geschichten über ihre einundzwanzigsten Geburtstage, die sie alle im Orden gefeiert hatten. Für gewöhnlich gingen wir um einundzwanzig Uhr zu Bett, doch heute wurde es später.
Als ich schließlich gegen zweiundzwanzig Uhr in mein Schlafzimmer trottete, fiel mein Blick auf den Mopp und den Eimer neben meinem Nachttisch. Ich hatte zwei Tage lang den Boden nicht geputzt und mir fest vorgenommen, mich noch darum zu kümmern. Aber ich war viel zu müde, außerdem war heute mein Geburtstag.
Nachdem ich mir ein Nachthemd aus der Schublade geholt hatte, ging ich ins Bad und duschte. Dann schlüpfte ich ins Bett und fiel in einen tiefen Schlaf. Das Läuten der Kirchenglocken um Mitternacht schreckte mich auf.
Ich lag in der Dunkelheit, als mich plötzlich ein warnender Schauer durchfuhr. Außer den Glocken war nichts zu hören, aber ein unbestimmtes Gefühl beschlich mich und jagte mir eine Heidenangst ein. Ich kämpfte dagegen an und versuchte, meine Atmung zu beruhigen.
Jemand war in meinem Zimmer.
Mit zitternder Hand streckte ich meinen Arm unter der Bettdecke hervor. Ich tastete nach dem Kabel auf dem Nachttisch und schaltete die Lampe ein. Es dauerte einen Moment, bis meine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten. Ich ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Glücklicherweise war es leer.
Ich atmete erleichtert auf, doch ich konnte kaum schlucken, da mein Mund wie ausgetrocknet war. Also schlug ich die Bettdecke zurück und stapfte ins Bad. Statt mir ein Glas zu holen, drehte ich den Hahn auf und beugte mich über das Waschbecken. Mit beiden Händen schöpfte ich das Wasser und führte die kühle Flüssigkeit an meine Lippen. Als ich genug getrunken hatte, spritzte ich mir noch etwas Wasser ins Gesicht.
Dann hob ich den Kopf und blickte in den Spiegel. Die blauen Augen eines Mannes starrten mir entgegen. Ich schrie auf und versteifte mich. Entsetzen durchflutete mich.
Bevor ich reagieren konnte, packte der Mann meine Taille und drehte mich zu sich um. Er presste eine tätowierte Hand auf meinen Mund, während er mit der anderen meine Kehle zudrückte.
„Keinen verdammten Mucks, Schwester“, warnte er mich.
Sofort erkannte ich den irischen Akzent. Er kam definitiv nicht aus der Gegend. Vielmehr erinnerte er mich an New York, vor allem an die irischen Familien, die gegen unsere Krieg führten. War dieser Mann einer der Feinde meines Vaters? Hatte er es irgendwie geschafft, mich hier aufzuspüren, um sich an der Familie Neretti zu rächen? Wäre die Situation eine andere gewesen, hätte ich ihn attraktiv gefunden. Tiefschwarzes Haar, ozeanblaue Augen und gemeißelte Gesichtszüge. Trotz seiner Schönheit strahlte er Grausamkeit aus. Sein unnachgiebiger Blick wanderte von meinem Gesicht zu meinen Brüsten, wo er einen Moment verweilte, bevor er tiefer zu meinen Hüften glitt.
„Verdammt, Schwester. Die Bilder werden dir nicht gerecht.“ Er leckte sich die Lippen. „Du hast einen Körper für die Sünde“, bemerkte er, während er mich fest an seinen muskulösen Körper drückte.
In diesem Moment wurde mir klar, dass er die Absicht hatte, mich zu vergewaltigen. Trotz meiner Angst wusste ich, dass ich es nicht dazu kommen lassen konnte. Seit ich laufen konnte, hatten mir meine Brüder beigebracht, mich selbst zu verteidigen. Alle Töchter der Famiglia wurden unterrichtet, wie sie sich wehren konnten, falls jemand versuchen sollte, sie zu entführen.
Mit aller Kraft rammte ich ihm mein Knie zwischen die Beine. Als er seine Hand von meinem Mund zog, packte ich sie und biss hinein. Mit meinen Zähnen durchbohrte ich seine Haut, bis ein metallischer Geschmack auf meine Zunge traf.
„Verdammte Scheiße!“, schrie er und ließ mich los.
Ich sprintete ins Zimmer und lief zu meinem Nachttisch. Mit zitternden Fingern öffnete ich die Schublade und suchte nach der Glock, die mir meine Brüder zu meinem achtzehnten Geburtstag geschenkt hatten. Viele würden sich wundern, dass eine Schwester bewaffnet war, aber es war ein notwendiges Übel, da wir uns außerhalb der Klostermauern aufhielten.
Mit der Waffe in der Hand wirbelte ich herum, als der Mann gerade durch die Badezimmertür trat. Draußen auf dem Flur hörte ich Schritte. Als der Kerl sich auf mich stürzte, drückte ich den Abzug. Statt wie beabsichtigt seinen Bauch zu treffen, streifte die Kugel nur seinen Oberschenkel.
„Fuck!“, brüllte er und verzerrte vor Schmerz das Gesicht.
Heftig zitternd zog ich eine Grimasse und versuchte verzweifelt, meine Hand zu beruhigen. Gerade als ich erneut schießen wollte, stürmte ein weiterer Mann auf mich zu. Er riss mich zu Boden und die Waffe rutschte mir aus der Hand.
Ich schlug um mich und trat ihm, so fest ich konnte, gegen die Schienbeine. Wir wälzten uns über den Boden, wobei der Mopp neben dem Nachttisch umkippte. Ich streckte die Hand aus und packte ihn. Doch statt dem Mann das Ding über den Kopf zu ziehen oder ihm damit in den Bauch zu schlagen, rammte ich ihm den Stiel wiederholt zwischen die Beine.
Als er vor Schmerzen aufheulte, sprang ich auf und lief auf den Flur. Schwester Antonia erschien in der Tür zu ihrem Zimmer und rief: „Schwester Caterina?“
Ich fuchtelte wild mit den Händen durch die Luft. „Geh zurück in dein Zimmer und schließ die Tür ab!“
Ich wusste, dass sie nicht auf mich hören wollte. Als Leiterin unserer Gruppe hätte sie diejenige sein sollen, die Hilfe holt. Aber irgendetwas an meinem unnachgiebigen Gesichtsausdruck schien sie innehalten zu lassen.
Vielleicht lag es daran, dass sie wusste, dass ich eine gefährliche Vergangenheit hatte. Und aufgrund dieser war ich viel eher dazu befähigt, mich zu verteidigen als sie. Sie warf mir noch einen gequälten Blick zu und schloss die Tür.
Ich lief den Korridor entlang. Im Büro gab es ein Telefon. Wenn ich es dorthin schaffte, konnte ich Hilfe rufen. Der Raum hatte keine Fenster und ich würde die Tür mit einem Möbelstück verbarrikadieren können. Das würde mir etwas Zeit verschaffen, bis hoffentlich Rettung eintraf.
Als ich um den Brunnen herum und am Eingangstor vorbeilief, stieß ich mit jemandem zusammen, der mich ins Becken schleuderte. Ich schnappte nach Luft, als das kalte Wasser über mich schwappte.
Dann griff jemand nach mir und ich rang verzweifelt nach Atem.
Starke Hände packten mich an den Schultern und zogen mich an die Oberfläche. Ich keuchte und schnappte nach Luft. „Lass mich los!“, schrie ich.
„Halte ihren Kopf noch einmal unter Wasser“, knurrte eine Männerstimme rechts von mir.
„Vergiss das. Betäub sie einfach, verdammt noch mal.“
„Nein!“, brüllte ich. Wenn ich erst bewusstlos war, konnten die Männer mit mir anstellen, was sie wollten. Ich wand mich und schlug um mich, doch dann spürte ich ein Pieksen im Oberarm. „Nein, nein, nein!“, schrie ich. Ich trat ein letztes Mal um mich, bevor mich die Dunkelheit übermannte.
Callum
Nachdem ich über das Tor geklettert war, hatte ich meine erste Regel gebrochen: Unterschätze niemals deinen Gegner. Wahrscheinlich war ich unvorsichtig geworden, weil alles so einfach schien.
Keine Wachen.
Keine Alarmanlage oder Bewegungsmelder, die jemanden auf unsere Anwesenheit hätten aufmerksam machen können.
Ganz zu schweigen von dem alten Schloss, das leicht zu knacken schien.
Sobald Quinn und Dare sich zu mir in den Hof gesellt hatten, befahl ich: „Quinn, du bleibst hier am Tor und knackst das Schloss, damit wir ungehindert entkommen können.“
Dann hatte ich mich Dare zugewandt: „Du gibst mir Rückendeckung, während ich ins Gebäude eindringe. Dann gehst du in den Vorraum und wartest auf mich. Ich werde dich dort treffen, sobald ich mir Caterina geschnappt habe.“
Dare hatte die Stirn gerunzelt. „Soll ich denn nicht mitkommen?“
Ich hatte die Augen verdreht und geantwortet: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit vier unbewaffneten Nonnen fertigwerde.“
Im Nachhinein war das ein schwerwiegender Fehler gewesen. Aber es waren nicht die vier Nonnen, die sowohl mich als auch Dare außer Gefecht gesetzt hatten. Sondern meine weniger sittsame Braut.
Es war ein himmlisches Gefühl, ihren Körper an meinem zu spüren. Ihre prallen Brüste hatten sich an meinen Oberkörper und ihre kurvigen Hüften an meine Lenden geschmiegt. Am liebsten hätte ich in diesem Moment meine Lippen auf ihre gepresst und ihr die Zunge in den Mund geschoben.
Doch im nächsten Augenblick wich das Paradies der Hölle, als sie mir ihr Knie in die Eier rammte und mich biss. Das Miststück hatte mich sogar bluten lassen. Nicht einmal einer meiner Feinde hatte es bisher geschafft, mich derart heftig zu beißen. Ich musste zugeben, dass ihr hitziges Temperament mich insgeheim erregt hatte.
Doch dann hatte sie auf mich geschossen. Der Biss war nichts im Vergleich zu der klaffenden Wunde an meinem Oberschenkel. Wäre sie nicht so verängstigt und geschockt gewesen, hätte sie mich ohne Zweifel direkt ins Herz treffen können. Ich war dankbar für die kleinen Geschenke im Leben und dafür, dass Quinn wusste, wie man einen Druckverband anlegt, um die Blutung zu stoppen.
Ich betrachtete Caterina, die bewusstlos am Rand des Brunnens lag. Selbst in der Dunkelheit konnte ich erkennen, wie ihr durchnässtes Baumwollnachthemd an ihrem Körper klebte. Der durchsichtige Stoff überließ nichts der Fantasie. Wäre es nicht so dunkel gewesen, hätte ich mein Hemd ausgezogen, um sie zu bedecken, damit meine Brüder sie nicht sehen konnten.
Sie hatte mich zwar gebissen und auf mich geschossen, aber sie gehörte dennoch mir und nur mir allein.
Quinn ließ die Spritze auf den Boden fallen und sah sich im Hof um. „Wo zum Teufel ist Dare?“
Ich wollte ihm gerade antworten, doch ein Brummen hinter mir brachte mich zum Schweigen. „Ich bin hier“, keuchte er und humpelte auf uns zu.
In einer Hand hielt er eine kleine Tasche. Ich nahm an, dass er darin einige von Caterinas Habseligkeiten verstaut hatte.
„Hat sie auf dich auch geschossen?“, wollte Quinn wissen.
„Ich glaube fast, das wäre mir lieber gewesen als der Besenstiel, den sie mir wiederholt zwischen die Beine gerammt hat“, stieß Dare zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Quinn zuckte zusammen und legte unwillkürlich eine Hand an seinen Schritt. „Meine Güte.“
Ich schüttelte den Kopf. „Hört zu, wir müssen von hier verschwinden, bevor die anderen Schwestern auf uns aufmerksam werden.“
Ich deutete auf Caterinas schlaffe Gestalt. „Quinn, du musst sie tragen. Ich glaube nicht, dass Dare oder ich dazu imstande sind.“
Als er zögerte, legte ich ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich würde dich nicht darum bitten, wenn es nicht absolut notwendig wäre.“
Nachdem er Caterina einen langen Moment angestarrt hatte, nickte Quinn schließlich. Seit dem Bombenanschlag konnte er es kaum ertragen, wenn jemand ihm zu nahe kam oder ihn berührte. Es war mir zuwider, ihn in diese unangenehme Lage zu versetzen.
Während ich ihn genau beobachtete, hob Quinn Caterina vorsichtig hoch. Ich schrieb Kellan eine Nachricht und wies ihn an, den Wagen vorzufahren. Als er uns durch das Tor kommen sah, sprang er aus dem Fahrzeug.
Er joggte um die Motorhaube herum und fragte: „Was zum Teufel ist mit euch passiert?“
Ich sah ihn finster an. „Wonach sieht es denn aus?“
„Es sieht so aus, als hätte jemand Dare zusammengeschlagen und auf dich geschossen.“
„Ja, das trifft es ziemlich genau.“
„Seid ihr von bewaffneten Wachen überrascht worden, von denen wir nichts wussten?“, fragte Kellan.
Dare schnaubte. „Es war nur eine verdammte zukünftige Nonne.“
Kellan zog die Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hoch. „Sie hat auf dich geschossen, Callum?“
„Die Kugel hat nur meinen Oberschenkel gestreift.“
„Er hat Glück, dass ich sie zu Boden geworfen habe. Andernfalls hätte sie ihm wahrscheinlich den Schwanz weggeblasen“, scherzte Dare.
Ich verdrehte die Augen. „Ich denke, ich hatte die Situation unter Kontrolle.“
„Aber natürlich, Kumpel“, antwortete Dare, bevor er auf den Rücksitz glitt.
Kellan zuckte zusammen. „Herrgott noch mal, Dare. Du hast eine Nonne angegriffen?“
„Das hätte ich auch getan, wenn sie Maria Magdalena höchstpersönlich gewesen wäre – sie hatte eine Waffe auf Callum gerichtet.“
Kellan wandte sich von Dare ab und betrachtete Caterina in Quinns Armen. „Hast du sie bewusstlos geschlagen, als du sie angegriffen hast?“
„Nein. Wir mussten sie mit Ketamin betäuben, weil sie sich so heftig gewehrt hat.“
Als Kellan mir einen tadelnden Blick zuwarf, deutete ich mit dem Kinn auf den Beifahrersitz. „Spar dir dein Urteil und hilf mir beim Einsteigen.“
„Die Hölle muss wohl zugefroren sein, wenn du um Hilfe bittest“, witzelte er.
„Fick dich“, murmelte ich leise.
Nachdem Kellan mir geholfen hatte, warf ich einen Blick auf den Rücksitz. Quinn platzierte Caterina vorsichtig zwischen sich und Dare und brachte sie in eine aufrechte Position. Dabei fiel ihr Kopf auf Dares Schulter. Er knurrte und stieß sie grob von sich, woraufhin sie wimmerte.
Ich sah rot.
Ein tiefes Knurren entfuhr meiner Kehle, woraufhin Dare und Quinn überrascht die Augen aufrissen. „Wage es nicht, meiner zukünftigen Frau wehzutun“, blaffte ich.
Dare hob abwehrend die Hände. „Es tut mir leid. Ich bin immer noch wütend auf sie, weil sie möglicherweise mein bestes Stück verletzt hat.“
„Nimm es nicht persönlich, Arschloch. Sie hat sich nur verteidigt.“
„Siehst du das auch so in Bezug auf deinen Oberschenkel und deine Hand?“, konterte er.
„Allerdings. Sie dachte, ich wollte sie vergewaltigen und du wärst gekommen, um mir zu helfen. Du kannst es ihr kaum übel nehmen, dass sie versucht hat, sich selbst zu retten.“
Plötzlich herrschte Stille im Wagen. Ich wusste, dass jeder meiner Brüder an dasselbe dachte, oder, besser gesagt, an dieselbe Person. Als Caterinas Kopf erneut auf Dares Schulter fiel, schob er sie nicht von sich. Obwohl ich ihm dankbar für seine Gutmütigkeit war, behagte mir nicht, wie sie sich an ihn schmiegte. Als suchte sie seine Wärme.
Als sie ihr Gesicht an seinem Hals vergrub und ihre Nase und Lippen auf seine Haut presste, hatte der Mistkerl tatsächlich die Frechheit, mir zuzuzwinkern. „Wenn dich das auch nur im Entferntesten antörnt, schneide ich dir die Eier ab.“
Dare lachte leise. „Dann solltest du vielleicht das Licht ausschalten, denn ich kann viel zu viel durch ihr Nachthemd erkennen. Oder nein, lass es lieber an. Ich muss mich doch vergewissern, dass mein Schwanz noch immer einsatzbereit ist.“
Bevor ich Kellan anweisen konnte, schaltete er auch schon das Licht im Innenraum aus. Er warf Dare einen Blick im Rückspiegel zu und sagte: „In der dritten Sitzreihe liegt eine Decke.“
„Hol sie“, befahl ich.
„Ja, schon gut“, murmelte Dare und streckte einen Arm über die Rückenlehne. Ich beobachtete ihn mit Adleraugen, während er die Decke über Caterinas Schultern legte und sie dann um ihre Vorderseite wickelte.
Als sie behaglich seufzte und sich dann an Quinn kuschelte, drehte ich mich wieder nach vorn. Da er eine Abneigung gegen Berührungen hatte, wusste ich, dass er keinen Gefallen daran fand, eine halb nackte Frau an seiner Seite zu haben.
Jede Unebenheit in der Straße jagte einen stechenden Schmerz durch meinen Oberschenkel. „Möchtest du etwas gegen die Schmerzen?“, fragte Quinn.
Ich wandte mich ihm erneut zu und deutete mit dem Kinn auf Caterina. „Auf keinen Fall will ich das, was du ihr gegeben hast“, antwortete ich.
Quinn lachte leise und kramte in seiner Arzttasche herum. Er holte eine Tablette und eine Flasche Wasser heraus und reichte mir beides. „Das wird die Schmerzen lindern, aber es wird dich nicht umhauen.“
„Danke.“
Ich warf mir die Tablette in den Mund und spülte sie mit einem großen Schluck Wasser hinunter. Dann legte ich den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und hoffte inständig, dass der Schmerz bald nachlassen würde.
Nach einer schweigsamen Fahrt erreichten wir etwa eine Stunde später den Flughafen in Palermo. Ein Jet stand auf der Rollbahn bereit. Um sicherzustellen, dass wir unbemerkt fliehen konnten, hatte unser Pilot einen falschen Flugplan eingereicht und als Reiseziel Prag statt Catania angegeben.
Seamus wartete in dem von ihm gemieteten Haus auf uns. Da ich nicht wusste, wie lange Caterina noch bewusstlos sein würde, war ich dankbar, dass der Flug nur etwa dreißig Minuten dauern würde.
Widerstrebend zog Quinn sie in seine Arme. Sie sog hörbar die Luft ein, als er sie hochhob und mit ihr aus dem Wagen stieg.
Wir gingen an Bord und Quinn bette Caterina auf das Sofa. Bevor er die Decke über ihr ausbreitete, warf er mir einen unangenehmen Blick zu. „Du solltest sie wirklich aus diesem durchnässten Nachthemd befreien.“
„Wir haben leider nichts zum Anziehen für sie dabei, oder?“
„Im Badezimmer hängt ein Bademantel“, antwortete Kellan.
Ich nickte ihm zu. „Hol ihn.“
Er tat wie geheißen, und ich wandte mich Quinn und Dare zu, wobei ich die Augen verengte. „Ihr beide dreht euch um.“
Dare grunzte. „Es ist mir scheißegal, wie deine blöde Braut nackt aussieht.“
„Im Wagen klang das aber noch anders“, bemerkte ich herausfordernd.
Er lachte. „Damit wollte ich dich bloß provozieren. Jetzt will ich nur noch einen Drink und einen Eisbeutel für meinen Schwanz.“
„Dann mach schon und hau ab.“
„Liebend gern“, antwortete Dare und ging zum Getränkeschrank.
Kellan kam mit dem Bademantel zurück. Unaufgefordert drehte er Caterina den Rücken zu. „Immer ganz der Gentleman“, murmelte ich lachend.
Ich beugte mich vor, packte den Saum von Caterinas Nachthemd und zog es ihr über Schenkel und Hüften. Im Stillen dankte ich dem Himmel für den sittsamen Slip, der einer Nonne würdig war. Der weiße Baumwollstoff verhüllte nicht nur ihr Geschlecht, sondern auch den größten Teil ihres Bauchs.
Ich weiß nicht, warum es mich überraschte. Schließlich hatte ich nicht angenommen, dass sie mit einem Spitzen-Tanga bekleidet war.
Nachdem ich ihr das Nachthemd über den Kopf gezogen hatte, warf ich es auf den Boden. Dann schob ich ihren Arm in einen Ärmel des Bademantels und zog sie an mich, um ihr auch den anderen Ärmel überzustreifen. Als ich fertig war, raffte ich das Revers zusammen. Um sie aufzuwärmen, breitete ich zwei Decken über ihr aus.
Der Pilot streckte den Kopf aus dem Cockpit. „Wir starten gleich. Sie sollten alle Platz nehmen und sich anschnallen.“ Sein Blick fiel auf Caterina. „Sie muss ebenfalls angeschnallt werden.“
„Sie kann dort liegen bleiben.“
Der Pilot legte die Stirn in Falten. „Aber …“
Ich sah ihn finster an. „Ich sagte, sie bleibt liegen.“
Er senkte den Blick, bevor er murmelte: „Ja, Sir.“ Dann verschwand er wieder im Cockpit.
Ich wandte mich Dare zu. „Sorg dafür, dass er uns nie wieder fliegt.“
Dare legte den Kopf schief und fragte: „Willst du, dass er uns nie wieder fliegt oder dass er sich nie wieder in die Lüfte schwingt?“
„Es ist nicht nötig, ihn zu töten“, antwortete ich leise.
„Alles klar, Boss“, erwiderte er mit einem Lächeln.
Seine Bemerkung entlockte mir ein Brummen. Theoretisch war ich zwar sein Chef, aber es gefiel mir nicht, dass meine Brüder das Gefühl hatten, weniger wert zu sein als ich, nur weil ich der älteste von uns war. Damit unsere Familie nicht nur überleben, sondern auch gedeihen konnte, mussten wir als Einheit zusammenarbeiten.
Ich rutschte in meinem Sitz hin und her und zuckte zusammen, als ein stechender Schmerz durch meinen Oberschenkel schoss.
Quinn deutete mit seinem Handy auf mein Bein. „Ich habe Seamus eine Nachricht geschickt und ihn gebeten, einen Arzt zu holen, der zu Hause auf uns wartet.“
„Das weiß ich zu schätzen.“
Er betrachtete Caterina und schüttelte den Kopf. „Du hast sie wirklich unterschätzt, nicht wahr?“
„Ich habe sie unterschätzt? Keiner von euch Arschlöchern hat erwähnt, dass sie das Zeug zur Attentäterin hat.“
Quinn verzog das Gesicht und antwortete: „Aye, du hast recht. Das ist wohl unser aller Schuld. Das Mädchen ist mit drei älteren Brüdern im Haus eines Mafiapaten aufgewachsen. Wir hätten damit rechnen müssen, dass sie mit einer Waffe umgehen und sich verteidigen kann.“
Dare ließ sich auf den Sitz neben mir sinken. Nachdem er sich einen Eisbeutel in den Schritt gelegt hatte, sagte er: „Zu Callums Verteidigung muss ich sagen: Ich hätte nicht gedacht, dass es Nonnen erlaubt ist, Waffen zu tragen.“
„Ich bin sicher, dass im Kloster niemand bewaffnet ist. Aber die Missionsschwestern leben nicht im Schutz der Klostermauern, da ergibt es wohl Sinn, wenn sie sich verteidigen können.“
Mit einem knurrenden Geräusch antwortete Dare: „Könnt ihr euch unsere Lehrerinnen an der St.-Ignatius-Schule damals mit einer Glock unter der Robe vorstellen?“
Quinn und ich schnaubten beide. „Nein, das kann ich nicht.“
In diesem Moment stieß Caterina ein leises Stöhnen aus und warf den Kopf auf dem Kissen hin und her. „Aufgepasst, Jungs. Unsere kleine Attentäterin wacht auf“, sagte ich.
Caterina
Während ich langsam zu mir kam, wurde mir bewusst, dass ich mich nicht mehr im Brunnen befand. Statt im Wasser zu treiben, war ich wie auf einer Wolke durch die Luft geschwebt. Im einen Moment war ich an etwas Warmes, Hartes gepresst und im nächsten trieb ich noch höher.
Plötzlich verschwand das warme Gefühl. Doch dann umhüllte mich etwas Sanftes und die Dunkelheit überkam mich erneut. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber irgendwann fühlte es sich an, als würde ich fliegen statt nur dahingleiten.
Ein Schauer durchlief mich, als wäre meine Seele wieder in meinen Körper zurückgekehrt. Um mich herum war es hell und ich hörte gedämpfte Stimmen. Plötzlich durchzuckten mich die Erinnerungen wie Blitze bei einem Sommergewitter.
Ein umwerfend gut aussehender Mann, der eine grausame Aura ausstrahlte.
Meine zitternden Finger, als ich nach der Waffe in meinem Nachttisch tastete.
Meine Füße, die über den Fliesenboden stampften, als ich versuchte zu fliehen.
Ein nasses Grab.
Ein Pieksen an meinem Arm.
Mit einem Stöhnen drehte ich den Kopf von einer Seite zur anderen. Ein stechender Schmerz schoss mir durch den Schädel, als würde mir jemand ein Messer ins Hirn rammen. Ich hob den Arm an und legte eine Hand an meine Stirn, in dem verzweifelten Versuch, die Qualen zu unterbinden.
„Hättest du gern eine Schmerztablette für deinen Kopf?“
Beim Klang der bekannten männlichen Stimme vergaß ich die Schmerzen, und ich wurde von Angst gepackt. Ich öffnete die Augen und schnappte vor Entsetzen nach Luft.
Der Mann, der mich im Badezimmer überrascht hatte, betrachtete mich mit einem bedrohlichen Lächeln im Gesicht. „Es freut mich, dass du wach bist, Caterina.“
Trotz der Blaskapelle, die durch meinen Kopf marschierte, setzte ich mich ruckartig auf und rückte ans andere Ende des Sofas. Ich drückte mich gegen die Wand und stellte fest, dass ich mich in einem kleinen Jet befand. Panisch sah ich mich in der Kabine um.
Mein Blick fiel auf drei weitere Männer und die Angst schnürte mir die Kehle zu. Einen von ihnen erkannte ich wieder, aber die anderen beiden hatte ich noch nie gesehen.
Bei dem Gedanken, dass ich in Gegenwart von vier fremden Männern bewusstlos gewesen war, krampfte sich mein Magen zusammen. Ich hielt mir die Hand vor den Mund, konnte aber nicht verhindern, dass ich schließlich meinen Mageninhalt auf den Boden des Flugzeugs entleerte.
Als ich endlich aufhörte zu würgen, reichte mir jemand ein feuchtes Tuch. „Danke“, flüsterte ich. Während ich mir den Mund trocknete, wischte der Mann, der im Badezimmer hinter mir gestanden hatte, den Boden. Der Anblick überraschte mich, denn ich hatte den Eindruck, dass das Aufwischen von Erbrochenem unter seiner Würde war.
Ich lehnte mich wieder auf dem Sofa zurück. Wenn ich mit den vieren allein gewesen war, hatten sie mich vergewaltigt? Ich spürte keine Schmerzen zwischen den Schenkeln. Hätten sie sich mir aufgezwungen, dann wäre ich wund.
Ich hätte Schmerzen … und würde bluten.
Ich senkte den Kopf, betrachtete das offene Revers des Bademantels und tastete meine Oberschenkel ab.
„Keine Sorge, Mädchen. Deine Unschuld ist noch intakt“, sagte der Mann.
Ich raffte das Revers zusammen. Dann lehnte ich mich in meinen Sitz zurück und musterte den Mann misstrauisch. „Wer sind Sie?“, krächzte ich.
„Entschuldige bitte, dass ich mich bei unserer ersten Begegnung nicht richtig vorgestellt habe.“ Er streckte mir seine Hand entgegen. „Ich bin Callum Kavanaugh.“
Ich schnappte nach Luft, als ich den Namen erkannte. Letztes Jahr hatten meine Brüder einen Anführer des Bostoner Clans erwähnt, der von seinem eigenen Sohn ermordet worden war. War das der Mann, der seinen Vater, sein eigen Fleisch und Blut, getötet hatte, um an dessen Stelle zu treten?
Als ich seine Hand nur angewidert musterte, schüttelte Callum missbilligend den Kopf. „Behandelt man so seinen zukünftigen Ehemann?“
Mir gefror das Blut in den Adern und die Angst durchflutete mich von oben bis unten. Trotz der vielen Decken zitterte ich am ganzen Leib. „E-Ehemann?“
„Ja. Ich bin der Ansicht, eine Partnerschaft zwischen deiner und meiner Familie wäre durchaus vorteilhaft.“
„Hat mein Vater das etwa arrangiert?“
In den letzten drei Jahren hatte ich unterschwellig stets befürchtet, dass mein Vater eine Möglichkeit finden könnte, mich zu einer Heirat zu zwingen. Ich dachte, die Aussicht auf eine lukrative Allianz könnte ihn seine Angst vor einer Bestrafung durch Gott vergessen lassen und er würde mich gewaltsam dem Orden entreißen.
Callum schüttelte den Kopf. „Ich hatte noch nicht das Vergnügen, die Angelegenheit mit ihm zu besprechen.“
Da ich nach wie vor das Gefühl hatte, mein Schädel könnte jeden Moment zerspringen, war es gar nicht so einfach, ihm zu folgen. „Dann haben Sie also keinen Ehevertrag mit meinem Vater abgeschlossen?“
Er zog fragend die Augenbrauen in die Höhe. „Ich wusste nicht, dass ich einen brauche. Immerhin bist du volljährig und kannst aus freien Stücken eine Vereinbarung eingehen.“
Ich zog die Decke noch fester um mich und verkündete: „Ich werde Sie niemals heiraten.“
„Ich fürchte, dass weder du noch ich eine Wahl haben. Es ist ein notwendiges Übel, um die Position meiner Familie in Amerika zu stärken.“
Während ich innerlich vor Panik bebte, bemühte ich mich, ruhig zu bleiben, und warf ihm einen eiskalten Blick zu. „Sie werden eine andere Braut finden müssen, Mr. Kavanaugh. Als Herz-Jesu-Schwester ist es mir verboten zu heiraten.“
Mit einem Grinsen konterte Callum: „Ja, das ist mir durchaus bewusst, schließlich habe ich dich gerade eben von dort gerettet.“
„Sie haben mich entführt“, korrigierte ich ihn.
„Du gehörst nicht dorthin, Caterina. Du hast zu viel Feuer und Temperament in dir, um jemals Nonne zu werden.“
Genau das hatten mir meine Brüder gesagt, als ich in den Orden eingetreten war. Aber wie konnte Callum Kavanaugh so etwas von mir behaupten, wo er mich doch gar nicht kannte?
Ich hasste es, wenn die Leute versuchten, mich in eine Schublade mit ihrer Vorstellung von einer Nonne zu stecken. Aufgrund meines Aussehens und meines Gemüts waren viele der Meinung, dass ich gar nicht imstande war, mich mit ganzem Herzen dem Orden zu verschreiben. Die einzigen Menschen, die nicht an meinen wahren Absichten zweifelten, waren meine Mitschwestern.
„Sie wissen gar nichts über mich!“, fauchte ich.
Callum schüttelte den Kopf. „Du bist so viel mehr als nur eine Nonne.“
„Einige der mutigsten Frauen, die ich kenne, sind Nonnen. Sie arbeiten unter schrecklichen Bedingungen und müssen Dinge ertragen, die sich ein hübscher Junge wie Sie nicht einmal vorstellen kann.“
Zwei der Männer hinter Callum brachen in Gelächter aus, während er mich mit einem raubtierhaften Lächeln bedachte. „Du findest mich hübsch?“, fragte er herausfordernd.
Ich verdrehte die Augen. „Ich meinte, dass Sie noch nie in Ihrem Leben einen Tag harte Arbeit geleistet haben.“
Die Belustigung schwand aus seinem Gesicht. „Du weißt einen Scheiß über mich und hast keine Ahnung, wie hart ich gearbeitet habe.“
„Vielleicht hätte ich sagen sollen, einen Tag ehrliche Arbeit.“
„Es erscheint ziemlich heuchlerisch, dass Alessio Nerettis Tochter die Tugenden ehrlicher Arbeit preist, wenn man bedenkt, wie deine Familie zu ihrem Vermögen gekommen ist.“
„Lassen Sie meinen Vater aus dem Spiel. Ich spreche davon, was ich als Herz-Jesu-Schwester im Vergleich zu Ihnen geleistet habe.“
„Und dafür hast du meine Hochachtung. Aber der Punkt ist doch, Schwester, dass du dein ewiges Gelübde noch nicht abgelegt hast. Also kannst du den Orden jederzeit verlassen, ohne dadurch deine Seele zu beflecken.“
„Sie haben mich entführt!“, schrie ich.
Als ein pochender Schmerz meinen Schädel erfasste, hielt ich mir mit beiden Händen den Kopf. Stille umgab mich, als ich stöhnte und mich bemühte, mich nicht zu übergeben.
„Hier, Mädchen“, ertönte eine gedämpfte Stimme über mir.
Ich nahm die Hände von meinem Kopf und blickte auf. Der jüngste der vier Männer betrachtete mich mit einem freundlichen Ausdruck in den Augen. Mein Blick fiel auf seine Hände. In der einen hielt er eine Flasche Wasser, in der anderen zwei Ibuprofen.
Ich schenkte ihm ein schwaches Lächeln und griff nach den Tabletten und dem Wasser. „Danke.“
Während ich die Pillen nahm, klopfte Callum dem Mann auf den Rücken. „Ja, danke, Bruder, dass du dich so gut um meine zukünftige Frau kümmerst.“
„Du hättest sie nicht betäuben sollen“, erwiderte er.
„Vertrau mir. Wenn sie deinen Schwanz und deine Eier malträtiert hätte, wärst du anderer Meinung“, merkte der Mann an, dem ich den Besenstiel zwischen die Beine gerammt hatte.
Beim Anblick des Eisbeutels in seinem Schritt errötete ich und senkte den Kopf.
„Leider mussten wir sie außer Gefecht setzen, sowohl zu ihrer eigenen als auch zu unserer Sicherheit“, argumentierte Callum.
„Sie können mich genauso gut dauerhaft ruhigstellen, denn nur so können Sie verhindern, dass ich gegen Ihren absurden Plan ankämpfe, mich zu heiraten.“
Mit einer Hand packte er mein Kinn und zwang mich, seinem Blick zu begegnen. „Du wirst mich heiraten, Kitty Cat.“
Ich verspürte einen schmerzhaften Stich im Herzen und wurde zugleich von Wut durchströmt, als er mich mit dem Spitznamen ansprach, den meine Brüder mir gegeben hatten. „Nennen Sie mich nicht so!“
„Lass mich raten. Ein Ex-Freund hat mit dem Kosenamen seine Zuneigung für dich zum Ausdruck gebracht?“
„Nur meine Brüder nennen mich so.“
„Aye, ich kann mir denken, dass meine zukünftigen Schwäger ihre kleine Schwester sehr lieben, nicht wahr?“
„Sie werden Sie umbringen, wenn sie herausfinden, was Sie getan haben.“
„Ach wirklich?“
Ich nickte. „Und ich werde ihnen mit Vergnügen dabei zusehen.“
Callum grinste mich an, bevor er sich wieder seinen Brüdern zuwandte. „Sie zeigt ihre Krallen, nicht wahr?“
Der Mann, den ich mit dem Besen angegriffen hatte, schnaubte. „Du solltest in deiner Hochzeitsnacht besser mit einem Auge offen schlafen.“
„Wenn Sie mich in unserer Hochzeitsnacht auch nur mit dem kleinen Finger berühren, werde ich Sie weitaus mehr bluten lassen als heute Nacht“, zischte ich.
„Ich denke, ich werde dich Kätzchen nennen. Du erinnerst mich an eine kleine Wildkatze, die gezähmt werden muss.“
„Fahr zur Hölle.“
Callum schloss für einen Moment die Augen. „Oh, ich freue mich schon darauf, dich zu zähmen, Kätzchen.“ Er öffnete die Augen und ließ den Blick begierig über meinen Körper wandern. „Jeden einzelnen Zentimeter von dir.“
„Sie werden mich niemals zähmen“, blaffte ich.
„Wir werden sehen“, antwortete er mit einem Lächeln.