Wenn Gefühle das Eis betreten, schmilzt jede Verteidigung – denn Liebe kennt keine Spielpause ...
Als Foster McInnis’ Exfrau in eine andere Stadt zieht, steht der Eishockeyprofi plötzlich mit dem alleinigen Sorgerecht für seine geliebte Tochter Bowie Jane da. Die Nebensaison war schon immer seine liebste Zeit im Jahr, denn nur dann kann er die Stunden mit ihr wirklich auskosten. Doch jetzt, da die Saison wieder beginnt, braucht er Hilfe. Und die kommt in Form der Nanny Mary Elizabeth „Mazzy“ Archer.
Mazzy, empfohlen über das Netzwerk seines Teams, wirbelt wie ein frischer Wind in sein Leben – temperamentvoll, klug, ganz anders als jede Frau, die er je getroffen hat. Von Anfang an spürt Foster eine tiefe Faszination für sie. Aber sie ist seine Angestellte. Eine Beziehung? Ein absolutes Tabu.
Und doch … Mit jedem Tag, an dem Mazzy Teil von Fosters und Bowie Janes Alltags ist, dringt sie tiefer in sein Herz vor. Sie bringt Struktur in das Chaos, Lachen in ihre Tage – und eine Wärme, die er lange nicht mehr gespürt hat. Das Feuer zwischen ihnen lässt sich kaum noch ignorieren, ihre Blicke verraten mehr, als Worte je könnten.
Bald weiß Foster: Er kämpft nicht nur für den nächsten Sieg auf dem Eis - sondern um seine neue Chance auf Liebe. Und er hat vor, dieses Spiel zu gewinnen.
Wenn Herz und Eis kollidieren, ist nichts mehr wie zuvor – Teil 13 der ebenso spicy wie emotionalen Pittsburgh-Titans-Serie von New-York-Times-Bestsellerautorin Sawyer Bennett.
Mazzy
Ich rechne jeden Augenblick mit Foster und Bowie Jane und widerstehe dem Drang, einen kurzen Rundgang durchs Haus zu machen. Sie sind mit einem Nachtflug nach Pittsburgh zurückgekehrt, und es ist fast sieben Uhr morgens, also habe ich ein schnelles Frühstück für sie gemacht.
Seit er gestern Morgen in San Francisco gelandet ist, stehe ich in Dauerkontakt mit Foster. Wir haben nicht telefoniert, wahrscheinlich, damit Bowie Jane nichts mitbekommt, er hat mir lediglich per Textnachricht ziemlich genau berichtet, wie es gelaufen ist. Er wollte mich wissen lassen, dass es eine schwierige Übergabe war, da seine Ex-Frau es ihrer Tochter sehr...
...schwergemacht hat. Was jedoch noch wichtiger ist: Bowie Jane war trotz der Umstände enorm traurig, ihre Mutter verlassen zu müssen.
Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, was in dem kleinen Mädchen vorgeht, doch ich bin da und bereit, zu helfen, wo ich kann.
Foster hat ihr erklärt, wer ich bin, aber was hätte er schon erzählen sollen? Ich werde eine Fremde sein, und ich kann mir vorstellen, dass es ein bisschen schwierig sein wird, aus einer bis zu diesem jüngsten Sorgerechtsstreit ziemlich sicheren Umgebung zu kommen und in der Obhut von jemandem zu landen, den sie nicht kennt. Noch dazu bricht Foster in zwei Tagen zu einem Auswärtsspiel auf, sodass Bowie Jane nur mich hat. Ich muss in dieser kurzen Zeit maximales Vertrauen aufbauen.
Bei unserem letzten SMS-Austausch – da saßen die beiden schon im Flugzeug – habe ich einen Vorschlag gemacht. Ich weiß, dass Sie sich freuen, Bowie Jane hier zu haben. Aber ich denke, es wäre gut, wenn ich in den nächsten zwei Tagen so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen würde, damit sie mich kennenlernen kann, bevor Sie am Freitag zu dem Auswärtsspiel aufbrechen.
Foster erweist sich immer wieder als ein unkomplizierter und kluger Kerl, denn seine Antwort kam sofort und lautete: Auf jeden Fall. Ich halte mich ein bisschen zurück.
Ich dachte über dieses Angebot nach, unsicher, ob es der richtige Ansatz wäre. Nein, das muss gar nicht sein. Lassen Sie mich einfach so oft wie möglich in ihrer Nähe sein.
Verstanden, schrieb er zurück. Wir werden uns etwas einfallen lassen, das Spaß macht.
Ich schickte ein Daumen-hoch-Emoji und hörte danach nichts mehr von ihm, bis er mir eine Nachricht schrieb, dass sie gelandet waren und wann sie ankommen würden.
Nun sitze ich im Wohnzimmer auf dem Sofa und warte darauf, dass das Garagentor aufgeht und ihre Ankunft ankündigt. Ich habe eingekauft und das Haus mit einer Reihe von Bowie Janes Lieblingsnahrungsmitteln ausgestattet, von denen mir Foster erzählt hat. Außerdem habe ich Schokokekse gebacken, denn mit denen ist alles besser.
Ich sehe mich in dem Haus um, in dem ich seit einem Tag wohne. Der Einzug hat praktisch keine Zeit in Anspruch genommen. Ich habe einen einzigen Koffer gepackt, dazu mein Reisenecessaire, alles Weitere kann ich bei Bedarf von daheim holen. Wahrscheinlich werde ich an allen freien Abenden dorthin gehen, obwohl Foster mir klargemacht hat, dass hier rund um die Uhr mein Zuhause sein soll.
Ich mag Fosters Domizil. Es ist nicht allzu protzig – wie ich es befürchtete, als ich erfuhr, dass ich ein Bewerbungsgespräch bei einem Profisportler haben würde. Ich meine … verstehen Sie mich nicht falsch. Es ist schön, und ich liebe die weiße Schindelverkleidung und die sanften Dachschrägen, die dem Ganzen einen anheimelnden Charakter verleihen. Das Wohnzimmer ist so gemütlich, dass ich davon ausgehe, dass Bowie Jane und ich hier viel Zeit verbringen werden, zumal es direkt an die Küche anschließt, von wo ich sie bei den Hausaufgaben beobachten und zugleich das Abendessen zubereiten kann.
Während ich auf der weichen, cremefarbenen Chenille-Couch warte, staune ich darüber, wie wenig junggesellenhaft Fosters Haus ist. Der Wohnbereich hat einen regelrecht femininen Touch. Er ist in einer Mischung aus kühlen Grautönen und sanftem Weiß gehalten, mit großen Kissen und einem lässigen Vorleger, der einen Kontrast zu dem glänzenden Parkett bildet. Im Mittelpunkt steht eine graue Ottomane, die als Serviertisch dient, mit einem schönen Tablett darauf, auf dem dekorative, teure Kunstblumen stehen. Zu beiden Seiten des Fernsehers erheben sich Regale, die mit Büchern, Pflanzen und Nippes vollgestopft sind.
Am meisten überraschen mich die Pflanzen, die alle gesund sind und gedeihen, und ich frage mich, ob Foster den grünen Daumen hat oder ob er vielleicht eine wöchentliche Putzkolonne mit ihrer Pflege beauftragt hat. Ich werde mich danach erkundigen müssen, denn wir haben uns nicht mit anderen Dienstleistern getroffen, die Zugang zum Haus haben könnten, während ich hier bin.
Der Bewegungsmelder für die Garage macht sich bemerkbar, und dann höre ich das deutliche Klappern beim Öffnen der dortigen Tür. Ich stelle mir vor, wie Foster seinen großen weißen Pick-up hineinfährt. Auch das hat mich überrascht – kein schicker Sportwagen, den ich ungerechterweise klischeehaft allen reichen Sportlern unterstelle. Ich bin sogar doppelt schockiert, weil sein Pick-up kein neues Modell ist. Keine Ahnung, wie alt er ist, aber er hat definitiv schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Ich schätze, Foster zieht das Nützliche dem Spektakel vor.
Es wird eng in der Garage werden mit seinem Pick-up und meinem Audi, doch eines der letzten Dinge, die Foster gestern getan hat, bevor er zum Flughafen aufbrach, war, mir die Fernbedienung für das linke Garagentor zu geben und mir zu sagen, ich solle dort parken und nicht in der Einfahrt oder auf der Straße.
„Zur Sicherheit“, fügte er hinzu.
Ich betrete die Küche, die dank der riesigen Fenster zum Garten hell und luftig ist. Die weißen Schränke, in denen sich neben ordentlich gestapelten Tellern und Schüsseln hübsche Gläser befinden, haben Glasfronten. Die große Kücheninsel ist königsblau, und die Arbeitsflächen sind aus weißem Granit. Vier Barhocker mit hoher Rückenlehne und geflochtenen Rattansitzen verleihen den ansonsten klaren Linien ein wenig rustikalen Charme. Die Hängeleuchten mit Edison-Glühbirnen, die von der Kassettendecke baumeln, sind im Vintage-Stil gehalten, aber das Beste von allem ist der sechsflammige Viking-Herd, der mich dazu bringt, alles Mögliche kochen zu wollen. Ich liebe es, mit Lebensmitteln zu experimentieren und neue Rezepte zu kreieren. Wenn ich mich nicht so sehr für die Kinderbetreuung begeistern würde, hätte ich eine Köchinnenlehre gemacht.
Auf der kurzen Treppe, die von der Garage in die Küche führt, sind Schritte zu hören, und dann schwingt die Tür auf. Bowie Jane kommt als Erste herein, einen kleinen roten Rucksack mit weißen Einhörnern darauf über der Schulter. Ihr Vater folgt ihr mit einem Koffer und schließt die Tür mit einem Tritt.
Er stellt sein Gepäck ab, geht zu Bowie Jane und legt ihr die Hand auf die Schulter. Ich lächle das Mädchen an, das eine Miniaturausgabe von Foster McInnis ist, mit langen braunen Haaren und großen haselnussbraunen Augen. Sie neigt leicht den Kopf, als wäre sie plötzlich von Schüchternheit befallen.
„Das ist Mazzy“, stellt Foster mich vor.
Ich trete näher an sie heran, beuge mich in der Taille und strecke nach einem kurzen Blick auf Foster die Hand aus. „Hallo, Bowie Jane. Ist mir ein Vergnügen, dich kennenzulernen.“
Sie nimmt zögernd meine Hand, ein Lächeln umspielt ihre Lippen. Während wir einander die Hand schütteln, necke ich sie: „Tja … Händeschütteln ist eine gute Art, neue Leute kennenzulernen, aber ich hoffe, wir beide werden schnell Freundinnen. Das bedeutet, dass wir vielleicht zu Faust- oder Hüftstößen übergehen, vielleicht auch zu einer Umarmung oder zwei. Und wenn wir richtig frech drauf sind, dann sogar zu dem allseits beliebten eingesprungenen Bruststoß, der uns beide umhauen könnte.“
Bowie Jane kichert, und ich wackle mit den Augenbrauen. Ich nicke ihrem Vater zu und füge hinzu: „Aber das ist nur für uns Mädchen. Dein Vater ist so groß, wenn der einen Hüft- oder Bruststoß versuchen würde, würde er uns nach nebenan katapultieren.“
Das Kichern des kleinen Mädchens wird zu einem schallenden Lachen, und ich lasse ihre Hand los. „Hast du Hunger?“
Sie nickt und lässt den Rucksack von der Schulter gleiten, wo er auf dem Boden landet. Ich schaue nicht hin, sondern sage beiläufig: „Perfekt. Ich habe einen Frühstücksauflauf gemacht, den serviere ich jetzt mal. Aber … warum stellst du nicht zuerst deinen Rucksack wenigstens auf den Hocker und gehst dir dann die Hände waschen?“
„Okay“, sagt Bowie Jane, während sie den kurzen Flur entlang ins Bad geht.
Ich bin erleichtert, dass sie die erste von mir gesetzte Grenze – keine Sachen auf den Boden werfen – so leicht akzeptiert und nicht misstrauisch darauf reagiert hat. Ich bin nett wie Mary Poppins, aber ich kann auch sehr ordentlich sein.
„Gut gemacht“, sagt Foster und nickt in Richtung des Rucksacks, den sie auf den Hocker gestellt hat. Er streckt die Faust aus, und ich boxe lachend dagegen.
Ich hole drei Teller aus dem Schrank und wende mich dann der mit Alufolie abgedeckten Glasauflaufform auf dem Herd zu. „Ich bin eine ziemliche Ordnungsfanatikerin, deshalb lasse ich so etwas nicht durchgehen.“
„Finde ich gut“, antwortet Foster und tritt zu dem schicken Kaffeevollautomaten. „Möchten Sie eine Tasse?“
„Klar“, entgegne ich, während ich das Gemisch aus geriebenen Kartoffeln, Eiern, Wurst und Käse serviere. Ich war erleichtert, als ich hörte, dass Bowie Jane nicht wählerisch ist, sodass ich beim Kochen einen gewissen Spielraum habe.
Foster stellt eine Tasse in die Maschine, drückt ein paar Knöpfe, und sie beginnt, Kaffeebohnen zu mahlen. Er lehnt sich mit der Hüfte an den Tresen und verschränkt die Arme vor der Brust. „Obwohl Sie mich zugegebenermaßen vielleicht ein- oder zweimal werden anschreien müssen, weil ich Dinge an Orten liegen lasse, wo sie nicht hingehören.“
„Solange Sie mich deswegen nicht feuern, gewöhne ich Ihnen das im Handumdrehen ab. Abgesehen davon … ich schreie nicht, obwohl man mir nachsagt, ich hätte einen sehr strengen, unnachgiebigen Blick.“
Foster lacht, und das unterstreicht noch das tiefe Timbre seiner Stimme. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie streng schauen können. Sie sehen aus, als empfänden Sie ständig ein unerklärliches Glück oder wären kurz davor, die beste Zeit Ihres Lebens zu haben. Das nennt man wohl Charisma.“
Ich blinzle ihn überrascht an und häufe eine letzte große Portion des Auflaufs auf den Teller für Foster, weil er größer ist und mehr Essen braucht. „So hat mich noch nie jemand beschrieben.“
„Dann passen die Leute eben nicht auf“, sagt er nonchalant, während er mir meinen Kaffee über den Tresen hinweg zuschiebt. Er schnappt sich eine weitere Tasse und beginnt den Vorgang von vorn. Ich muss unbedingt lernen, wie man die Maschine bedient. „Wie trinken Sie Ihren Kaffee?“
„Nur Milch, aber davon viel.“ Ich stelle die Teller auf die Platzsets vor den Barhockern und verteile dann Besteck, bevor ich drei Papiertücher von der Küchenrolle reiße.
Gestern bin ich durchs ganze Haus gelaufen, mit Ausnahme des Schlafzimmers, und habe jeden einzelnen Schrank und jede Vitrine geöffnet, um mich damit vertraut zu machen, wo alles ist. Ich muss wissen, welche nicht verschreibungspflichtigen Medikamente er für Bowie Jane da hat und wo die Feuerlöscher sind. Außerdem habe ich den Keller in Augenschein genommen und das Hauptabsperrventil gefunden – wichtig für den Fall, dass es einen Wasserrohrbruch gibt. Dann habe ich eine Liste mit Fragen erstellt, die ich mit Foster durchgehen will.
Von größter Bedeutung ist es, herauszufinden, wann er das letzte Mal die Batterien in den Rauchmeldern ausgetauscht hat und ob er und Bowie Jane einen Fluchtplan für den Brandfall haben.
Gerade als Foster seinen Kaffee auf den Küchentresen stellt, kommt Bowie Jane wieder herein.
Ich ziehe den mittleren Barhocker heraus, vor dem ich ihren Teller abgestellt habe, und klopfe auf die Sitzfläche. „Hüpf rauf. Was möchtest du trinken? Cranberrysaft, Orangensaft oder einen Sonnenaufgang?“
Bowie Jane strahlt vor Überraschung, weil ich ihre Lieblingsfrühstücksgetränke kenne. Ihr Vater hat mir erzählt, dass sie entweder Cranberry- oder Orangensaft trinkt, aber gelegentlich mag sie beides gemischt und nennt es Sonnenaufgang, weil die Farbe des Getränks irgendwie so ausseht.
„Sonnenaufgang, bitte“, sagt sie, und ich stelle erfreut fest, dass das „Bitte“ ganz natürlich kommt, was bedeutet, dass ihre Eltern ihr das früh beigebracht haben und es sich etabliert hat.
„Ich hole ihn“, erbietet sich Foster und wendet sich dem Kühlschrank zu.
Zuerst will ich widersprechen, denn es ist meine Aufgabe, mich um Bowie Jane zu kümmern. Alle anderen Haushalte, für die ich bisher gearbeitet habe, hätten erwartet, dass ich das tue, und so lieb einige meiner Arbeitgeber auch zu mir waren, sie hätten mir nie Kaffee serviert.
Doch dann lasse ich Foster ihren Saft holen, weil das eine wichtige Rolle ist, die er erfüllen muss … ein Vater zu sein. Ich gehe davon aus, dass er der Typ ist, der selbst etwas übernehmen will, auch wenn ich hier stehe und bereit bin, auf Bowie Janes Bedürfnisse einzugehen. Aber ich habe mir vorgenommen, mit ihm darüber zu sprechen und ihm zu sagen, dass ich ihn nicht ersetzen will, sondern dass ich hier bin, um seine erste Anlaufstelle für alles zu sein, was Bowie Jane braucht.
„Dein Vater wird dich heute in der Schule anmelden, also können wir beide jede Menge Unfug machen.“ Ich stupse Bowie Jane mit dem Arm an, und sie lacht. „Worauf hast du Lust?“
Zögernd schaut sie ihren Vater an. „Können wir Klamotten einkaufen gehen?“
Foster lächelt. „Natürlich.“ Sein Blick wandert über Bowie Janes Kopf zu mir. „Stellen Sie sich auf einen langen Tag ein. Dieses Kind liebt es, Klamotten anzuprobieren und lustige Outfits zusammenzustellen, und glauben Sie mir, wenn ich sage, dass sie das nicht von mir hat.“
Bowie Janes Lächeln verrutscht ein wenig, und ich vermute, dass diese Bemerkung ihre Verlustgefühle wieder hat aufbrechen lassen. Ich lehne mich weit aus dem Fenster und schlage vor: „Wir können Fotos von dir machen, während du Kleider anprobierst, und sie dann per SMS an deine Mutter schicken, um ihre Meinung einzuholen.“ Ich sehe Foster an. „Ist das okay für Sie?“
Seine Miene ist unbeschwert, und der Respekt, der in seinen Augen leuchtet, zeigt mir, dass er die Idee gut findet. „Ich werde Sie und Sandra per SMS miteinander bekannt machen. Sie brauchen ihre Kontaktdaten sowieso.“ Foster legt eine Hand auf Bowie Janes Kopf und zaust ihr Haar. „Ich wette, deiner Mom würde das gefallen.“
„Vermutlich schon“, flüstert sie, und ich wundere mich über den Mangel an Begeisterung.
Ich weiß, dass es gestern nicht gut gelaufen ist, als Foster seine Tochter abgeholt hat, aber Sandra wird auch weiterhin präsent und in jeder Hinsicht in Bowie Janes Leben involviert sein. Es mögen viele Kilometer zwischen ihnen liegen, doch dank Telefon, Textnachrichten und FaceTime kann sie bei allen möglichen Anlässen direkt bei Bowie Jane sein. Nach allem, was ich gehört habe, stehen Mutter und Tochter einander nahe, trotz dieser kleinen problematischen Phase, die sie gerade zu haben scheinen.
Ich werde Foster später beiseitenehmen und mehr über diese Dynamik in Erfahrung bringen, vor allem, um zu wissen, wie ich mit Bowie Jane kommunizieren soll, falls und wenn Sandra eine Rolle spielt. Ich erwarte, dass Foster mir klare Anweisungen gibt, wie ich mit diesem Problem umgehen soll.
„Ich habe eine Idee“, sagt Foster und schiebt sich eine Gabel voll Auflauf in den Mund. Er stöhnt vor Begeisterung über den Geschmack und verdreht genüsslich die Augen. Nachdem er geschluckt hat, lobt er: „Der schmeckt unglaublich gut.“
„Nur Eier, Wurst, Kartoffeln und Käse. Nichts Weltbewegendes. Was ist Ihre Idee?“
Foster sticht mit der Gabel wieder in sein Essen und nimmt einen weiteren großen Bissen. Er hält ihn in die Höhe und schlägt vor: „Lasst uns heute Abend zum Spiel gehen. Ich spiele zwar selbst nicht mit, aber es wird Spaß machen, sie anzufeuern.“
„Ja!“, ruft Bowie Jane und reckt die Faust in die Luft.
„Das ist mein Eishockey-Mädchen.“ Foster schmunzelt, und sie klatschen einander ab, bevor er sich mehr Auflauf in den Mund schiebt.
Ich weiß nicht viel über Eishockey, aber ich bin neugierig. „Sie müssen nicht spielen, obwohl Sie es rechtzeitig zurückgeschafft haben?“
Foster hebt den Finger, und ich warte geduldig, während er kaut und schluckt. Nachdem er sich mit seiner Serviette den Mund abgewischt hat, antwortet er: „Es ist Vorsaison, und die Titans laden Spieler ein, die keinen Vertrag haben, um sie im Trainingslager zu testen und dann zu sehen, wie sie sich auf dem Eis schlagen. Diejenigen von uns, die unter Vertrag stehen, nehmen trotzdem am Trainingslager teil und spielen manchmal auch, aber man hat mir versichert, dass meine Position gesichert ist, sodass sie mich heute Abend sowieso nicht aufstellen wollten. Selbst wenn ich spielen würde, würde ich nicht viel zum Einsatz kommen, weil sie die Spieler sehen wollen, die sie neu in die Mannschaft aufnehmen wollen.“
„Wann fallen die letzten Entscheidungen, und wie viele sind im Team?“
„Das Trainingslager dauert bis nächste Woche, und es gibt noch zwei Spiele. Danach legen die Trainer und das Management den endgültigen Kader fest. Wir können maximal dreiundzwanzig Spieler nominieren, aber wir können insgesamt fünfzig unter Vertrag nehmen.“
„Spielen alle dreiundzwanzig?“
Foster schüttelt lachend den Kopf. „Sie haben keine Ahnung von Eishockey, oder?“
Ich lache verlegen. „Tut mir leid. Nicht mein Sport.“
„Tja, das werden wir ändern.“ Dann klopft Foster Bowie Jane, die gerade ihr Frühstück in sich hineinschaufelt, auf die Schulter. Er nickt in meine Richtung. „Erklär Mazzy, wie viele Spieler bei einem Spiel auflaufen.“
Bowie Jane grinst, den Mund voller Ei, und schluckt erst einmal. „Insgesamt zwanzig. Zwölf Stürmer, sechs Abwehrspieler, zwei Torhüter.“
„Beeindruckend“, brumme ich. „Was ist dein Vater?“
„Er ist der Center in der Second Line und der beste Spieler der Liga.“
Ich runzle verwirrt die Stirn. „Was ist ein Center?“
Bowie Jane rollt mit den Augen und nickt in Fosters Richtung. „Sie muss noch viel lernen.“ Dann wendet sie sich wieder mir zu. „Stürmer sind die offensiven Spieler. Es gibt in jeder Line einen Center in der Mitte und daneben einen Left und einen Right Winger.“
Ich habe tatsächlich nicht viel Ahnung von Eishockey. Einmal habe ich Teile eines Spiels im Fernsehen gesehen, also weiß ich, dass meine nächste Frage dumm ist, aber ich will das Gespräch in Gang halten. Ich versuche alles, um eine Beziehung zu diesem süßen Fratz aufzubauen. „Wenn insgesamt zwanzig Spieler in einer Mannschaft sind, wie passen die alle aufs Eis?“
Sie verdreht wieder die Augen und erklärt mir, dass normalerweise drei Stürmer, zwei Verteidiger und ein Torwart auf dem Eis stehen. Dann erläutert sie mir, was es mit den Line-Wechseln auf sich hat, und zählt die Namen der anderen Spieler in der Line ihres Vaters auf.
Nur einmal fällt mein Blick auf Foster. Er ist auf sein Frühstück konzentriert, aber er lächelt voller Stolz über ihr Wissen. Man merkt, dass Bowie Jane sich sehr für die Karriere ihres Vaters interessiert, nicht bloß als Fan der Titans, sondern auch als Fan von Foster McInnis. Das ist total bewundernswert und unglaublich zugleich, denn nicht viele Kinder wissen so viel über die Berufe ihrer Eltern.
Foster
Mein Blick schweift über die große Familienlounge der Mannschaft, die sich im unteren Stockwerk der Arena befindet, direkt neben den Umkleideräumen. Hier können sich die Familien und engen Freunde vor und nach den Spielen versammeln. Die Lounge ist mit Polstermöbeln und rechteckigen Esstischen ausgestattet, und es steht immer ein Büfett bereit. Sofort entdecke ich Mazzy mit ihren feuerroten Haaren, und mir wird ganz warm ums Herz, als ich sehe, dass Bowie Jane auf einem der Sofas auf ihrem Schoß eingeschlafen ist.
Es ist neun Tage her, dass Bowie Jane mit mir nach Pittsburgh gekommen ist, und sie und Mazzy verstehen sich gut. Momentan unterhält sich Mazzy angeregt mit Kiera McGinn, die nicht nur die Schwester unseres Torwarts Drake, sondern auch mit Bain Hillridge zusammen ist, einem Verteidiger der First Line.
Ich schlängle mich durch die Menge und nehme die Glückwünsche derer entgegen, die ich kenne. Als ich Mazzy und Bowie Jane erreiche, beuge ich mich von hinten über die Rückenlehne des Sofas und drücke meiner Tochter einen Kuss auf den Kopf. Sie zuckt nicht mit der Wimper, was bedeutet, dass sie sehr tief schläft.
Mazzy wendet den Kopf, um mich anzusehen, und ich grinse. „Haben Sie mein Kind unter Drogen gesetzt?“
Der Ton ihrer Antwort ist drollig … typisch Mazzy. „Klar. Ein leckerer Cocktail aus schweren Barbituraten mit einem Schuss Bourbon.“
Lachend gehe ich um die Couch herum und hebe grüßend eine Hand in Richtung Kiera. Sie lobt: „Großartiges Spiel.“
„Von dem Sie nur ganze zwei Minuten gespielt haben“, sagt Mazzy mit einem falschen Schmollmund. Sie wusste, dass ich kaum Zeit auf dem Eis bekommen würde, da dies das letzte Spiel der Vorsaison ist, aber dass sie mich damit neckt, demonstriert ziemlich genau, wie sich unsere Beziehung entwickelt hat.
Ich war mit dem Trainingslager beschäftigt, und Mazzy hat die Zeit genutzt, um mein Kind kennenzulernen. Am Tag unserer Ankunft war sie mit ihr einkaufen, und die beiden hatten offensichtlich viel zu viel Spaß, denn sie kamen mit Taschen und Tüten voller Sachen zurück, die Bowie Jane angeblich unbedingt brauchte. Ich musste eine Modenschau über mich ergehen lassen. Mazzy half ihr, die verschiedenen Outfits anzuziehen, und kommentierte dann ihren Walk, während meine Tochter auf einem provisorischen Laufsteg durch das Wohnzimmer stolzierte.
Leider blieben meine Textnachrichten an Sandra, in denen ich ihr Klamotten zeigte und sie um ihre Meinung fragte, unbeantwortet. Am Abend schickte ich ihr eine vorwurfsvolle SMS, in der ich ihr schrieb, sie solle sich nicht so anstellen und sich wie eine Mutter verhalten. Sandra antwortete nicht.
Inzwischen hat Bowie Jane ihren ersten Tag in der neuen Schule hinter sich, und sie scheint sich gut einzuleben. Sie war schon immer eine Musterschülerin und sehr wissbegierig. Wenn sie in der Schule ist, verlässt Mazzy manchmal das Haus, und ich habe keine Ahnung, wo sie sich dann aufhält oder was sie treibt. Ich vermute, sie ist bei ihren Eltern oder hängt vielleicht mit Bekannten ab. Möglicherweise hat sie einen Freund. Ich habe diese Frage nicht gestellt und gedenke es auch nicht zu tun. Das geht mich schließlich nichts an.
Manchmal bleibt sie im Haus. Obwohl ich sie ausdrücklich gebeten habe, es nicht zu tun, kümmert sie sich um den Haushalt. An einem Tag hat sie meine Speisekammer auf- und den Kühlschrank ausgeräumt. Sie hat darauf bestanden, den Lebensmitteleinkauf zu übernehmen, da hauptsächlich sie für Bowie Jane kochen wird.
In der Zwischenzeit hat sich eine harmlose Freundschaft zwischen uns entwickelt. Ich weiß, dass ich ihr Arbeitgeber bin und sie als Kindermädchen meiner Tochter für mich arbeitet, aber es ist schwer, bei einer Frau wie Mazzy förmlich zu bleiben. Sie hält sich strikt an die Regeln und kann sowohl Bowie Jane als auch mir gegenüber unnachgiebig sein, wenn es notwendig ist, doch das kommt selten vor. Meist ist sie gut gelaunt und hat einen Witz oder einen lustigen Spruch auf der Zunge, und das weiß ich sehr zu schätzen, denn es ist schön, mein Kind so viel lachen zu hören wie in den letzten Tagen. Ihre Mutter hat ihr wirklich selten Anlass dazu gegeben und ihr nur die kalte Schulter gezeigt.
Sandra kann es leugnen, bis sie blau anläuft, aber ich bin überzeugt, dass sie glaubt, Bowie Jane habe dem Richter etwas gesagt, das ihn veranlasst hat, zu meinen Gunsten zu entscheiden.
Ich habe Bowie Jane zwar nicht gefragt, worüber sie mit dem Richter gesprochen hat, weil ich das für privat halte und fand, es geht mich schlicht nichts an, aber sie hat es mir freiwillig erzählt. Auch wenn sie erst zehn ist, ist sie nicht dumm. Sie weiß, dass ihre Mutter davon ausgeht, dass sie etwas Schlimmes gesagt hat, und sie durch Liebesentzug bestraft.
Vorgestern Abend haben Bowie Jane und ich auf der Couch einen Film geschaut, und sie platzte quasi mit der Tür ins Haus.
„Daddy … ich glaube, Mom ist sauer auf mich, weil sie meint, dass ich dem Richter etwas Blödes gesagt habe, aber ich habe nichts Schlechtes über sie erzählt. Ich schwöre es.“
Ich wollte beruhigend wirken, doch mir war auch wichtig, die Schuldfrage eindeutig zu klären. „Was du mit dem Richter besprochen hast, ist privat und geht außer euch beiden niemanden etwas an. Deine Mom wird darüber hinwegkommen.“
„Ich glaube nicht. Sie ruft fast nie an, und jedes Mal, wenn sie es tut, ist Chet dabei. Was für ein doofer Name. Chet.“
Lachend legte ich den Arm um sie und zog sie fest an mich. „Chet ist ein total doofer Name“, antwortete ich, eine kleine Notlüge. Ich finde den Namen nicht doof, aber sie braucht jetzt jemanden an ihrer Seite.
Zum Glück lässt sich Bowie Jane von Sandras Verhalten nicht allzu sehr runterziehen, und das ist wahrscheinlich der Tatsache zu verdanken, dass sich Mazzy so intensiv mit meinem Kind beschäftigt, wenn sie zusammen sind. Ich weiß, Bowie Jane fühlt sich gesehen, umsorgt und geborgen. Der Beweis dafür ist, dass meine Tochter in Mazzys Armen schläft, als hätte sie keinerlei Sorgen.
„Wie wär’s, wenn wir diese kleine Maus ins Bett bringen?“, schlage ich Mazzy vor, während ich Bowie Jane von ihrem Schoß nehme. Meine Tochter schmiegt sich in meine Arme und bettet den Kopf an meine Schulter.
Mazzy erhebt sich von der Couch, und Kiera steht mit ihr auf. Die beiden Frauen umarmen einander, und Mazzy sagt: „Es war schön, dich kennenzulernen.“
„Dito. Bis bald.“
Mazzy folgt mir aus der Familienlounge in die Garage für die Spieler. „Kiera ist super. Haben Sie schon eine der anderen Eishockeyfrauen oder -freundinnen kennengelernt?“
„Nein, aber Brienne Norcross kam herein und hat sich vorgestellt. Ich war total nervös, dabei ist sie wirklich nett.“
„Brienne ist ein ganz normaler Mensch wie du und ich. Nur dass sie Milliarden von Dollar hat.“
„Ja“, sagt Mazzy spöttisch. „Wir sind einander quasi ebenbürtig.“ Dann scheint sie über etwas nachzudenken, bevor sie hinzufügt: „Meine Güte, sie war so offen. Sie hat gesagt, dass sie mich und Bowie Jane bald mal in die Eigentümerinnenloge einladen wird.“
In der Garage gehen wir zu Mazzys Audi. Auf meine Frage, wie sie sich so ein schönes Auto leisten kann, hat sie mich an das irrsinnige Gehalt erinnert, das ich ihr zahle, und daran, dass sie keine anderen finanziellen Verpflichtungen hat.
Ich bin heute mit Camden zur Arena gefahren, weil ich so früh vor dem Spiel hier sein musste, und habe Mazzy den Code für das Parkdeck gegeben, damit sie ihren Wagen auf meinem Stellplatz parken und ich jetzt mit ihr nach Hause fahren kann. Es ist Freitag Abend – da gibt es keine bessere Betätigung für Bowie Jane, als ihrem Vater beim Eishockeyspielen zuzusehen.
„Hey, Foster“, ruft eine Stimme, und ich drehe mich um und sehe King und Rafferty Abrams in der Tür stehen. „Kommst du nicht noch auf ein paar Bierchen mit?“
Ich würde sehr gern mit ihnen das Ende des Trainingslagers feiern, aber ich fühle mich wegen meiner Tochter gezwungen abzulehnen. Also schüttle ich den Kopf. „Nein, ich bringe den Zwerg nach Hause.“
„Das müssen Sie nicht“, mischt sich Mazzy ein, und ich drehe mich zu ihr um. „Dafür haben Sie doch mich. Ich fahre sie heim, und Sie gehen etwas trinken. Danach können Sie sich einen Uber nehmen.“
„Aber ich möchte Zeit mit meiner Tochter verbringen. Jetzt, wo sie bei mir lebt, ist alles anders.“
„Sie schläft fest. Ich werde sie direkt ins Bett stecken, ohne sie auszuziehen, damit ich sie nicht aufwecke. Sie wird nicht mal merken, dass Sie nicht da sind.“
Ich bitte die Jungs mit erhobenem Finger, einen Moment zu warten, während ich darüber nachdenke. Dann sehe ich Mazzy stirnrunzelnd an. „Keiner der anderen Väter geht mit den Single-Jungs aus. Das kommt mir unangebracht vor.“
Ich bekomme das berühmte Mazzy-Archer-Augenrollen. „Seit wann orientiert sich Foster McInnis an der Mehrheitsmeinung? Man muss immer das tun, was richtig ist, und ich denke, mit Ihren Mannschaftskameraden das Ende der Vorsaison zu feiern, ist ein guter Grund, ein Bier trinken zu gehen und Ihr Kind in meiner Obhut zu lassen. Außerdem …“ Mazzy beugt sich dicht an mich heran, und ich rieche ihr Parfüm, das viel zu gut duftet. Sie senkt die Stimme. „Sie vergessen, dass ich Ihre Tochter stark sediert habe. Sie wird sich bis morgen nicht mehr bewegen.“
Ein Gefühl der Akzeptanz durchströmt mich, als ich feststelle, dass sie absolut recht hat. Es ist nichts dabei, mit meinen Kumpels ab und zu ein paar Bierchen zu trinken, vor allem, wenn ich weiß, dass meine Tochter tief schläft und in guten Händen ist.
Zugegeben, ein kleiner Teil von mir hat sich auf den Abend mit Mazzy gefreut. Wir haben uns eine Art Routine angewöhnt – nachdem sie Bowie Jane ins Bett gebracht hat, sitzen wir zusammen im Wohnzimmer, sehen uns aufgezeichnete Late-Night-Shows an und lachen uns dabei halb tot.
Aber meine Entscheidung steht fest. Heute ist ein Abend, um mit meinen Kumpels abzuhängen. Ich rufe den beiden Männern, die auf mich warten, zu: „Moment noch.“
Mazzy öffnet den Kofferraum ihres Audi, damit ich meine Tasche hineinwerfen kann. „Sekunde. Ich muss meine Gitarre aus dem Weg räumen.“
Zu meiner Überraschung schiebt sie einen Gitarren-Hartschalenkoffer weiter nach hinten, um im Kofferraum Platz für meine Tasche zu schaffen.
Während ich Bowie Jane ins Auto bette, frage ich: „Sie spielen Gitarre?“
Ihr Lächeln ist breit, und ihre Augen funkeln. „Seit ich etwa sieben Jahre alt war. Ich spiele auch Klavier, aber das ist nicht so gut zu transportieren wie eine Gitarre. Bisher habe ich noch nicht bei Ihnen zu Hause gespielt, weil ich Sie nicht mit meiner Musik stören wollte. Ich bin zu meinen Eltern gegangen oder habe bei einem Freund gespielt. Doch gestern habe ich Bowie Jane davon erzählt, und sie sagte, sie wolle Gitarre lernen, also dachte ich, ich bringe sie mit und zeige ihr ein bisschen was.“
Ich bin völlig überrascht. Mazzy spielt ein Instrument – mehr als eins –, und ich hatte keine Ahnung. Die Aussicht, dass sie Bowie Jane das Gitarrespielen beibringen wird, begeistert mich.
„Damit das klar ist: Es ist gar kein Problem, wenn Sie bei uns daheim spielen.“ Ich halte inne und grinse verschmitzt. „Es sei denn, Sie sind schlecht. Dann dürfen Sie nur in meiner Abwesenheit spielen.“
„Ich bin ziemlich gut.“ Mazzy lächelt.
„Unter diesen Umständen freue ich mich darauf, Sie spielen zu hören.“ Das tue ich wirklich. Aus irgendeinem Grund möchte ich King und Rafferty sogar am liebsten sagen, dass sie ohne mich losziehen sollen, stattdessen mit nach Hause fahren und Mazzy Gitarre spielen hören.
Was soll der Scheiß? Ich schüttle den Kopf und verdränge solche Gedanken, um mich darauf zu konzentrieren, mein Kind anzuschnallen. Als ich die Tür sanft schließe, sackt sie sofort dagegen, ohne aufzuwachen.
Ohne lange nachzudenken, gehe ich zur Fahrerseite und öffne Mazzy die Tür. „Fahren Sie vorsichtig. Ich bleibe nicht lange weg.“
Es scheint einfach das Richtige zu sein, und die Nähe zu ihr ist angenehm.
Mazzy lässt sich auf den Fahrersitz gleiten und schnallt sich an. „Nehmen Sie sich alle Zeit der Welt. Nur … wenn Sie betrunken nach Hause kommen und kotzen müssen, dann halte ich Ihnen nicht die Haare.“
Laut lachend entgegne ich: „Ich habe nicht genug Haare, als dass das nötig wäre. Sie hingegen haben Unmengen davon, und wenn Sie jemals betrunken sind und kotzen müssen, werde ich gerne galant Ihr Haar halten.“ Der Gedanke, all diese weichen roten Locken in meinen Händen zu halten, ist in der Tat sehr schön.
Ein weiteres Augenrollen, für das ich sie küssen möchte.
Hör auf, du Perversling. So kannst du nicht über Mazzy denken.
Sie wirft mir einen ihrer strengen Blicke zu, von denen ich wahrscheinlich mehr abbekomme als Bowie Jane. Neulich habe ich O-Saft direkt aus dem Tetrapack getrunken, und ihr Blick ließ mich nach einem Glas greifen.
„Sie sind mein Arbeitgeber“, sagt Mazzy, als die Schnalle einrastet. Für einen kurzen Moment fürchte ich, sie könne meine Gedanken lesen, und mir wird heiß. Doch dann scherzt sie: „Ich bin für Ihr Kind verantwortlich. Sie werden mich nie und nimmer betrunken sehen.“
Ich lache erleichtert und schließe die Tür, antworte aber noch: „Na gut. Fahren Sie vorsichtig.“
„Immer“, erwidert sie.
Ich warte, bis sie ausgeparkt hat, bevor ich zu den Jungs gehe, die meiner harren. Nur ein paar Bier, dann nehme ich einen Uber nach Hause. Vielleicht ist ja Mazzy noch wach, wenn ich heimkomme.