Außergewöhnliche Helden: Killer: Befreie mich aus der Dunkelheit

Originaltitel: Killer (Unfit Hero Book 4)
Übersetzer: J.M. Meyer

Erschienen: 03/2023
Serie: Außergewöhnliche Helden
Teil der Serie: 4

Genre: Contemporary Romance, Sport Romance
Zusätzlich: Second Chance

Location: USA, Texas


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-594-5
ebook: 978-3-86495-595-2

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Außergewöhnliche Helden: Killer: Befreie mich aus der Dunkelheit


Inhaltsangabe

LOUIS

Mörder. Knockout. Begraben.

Das Bild, das die Welt von mir hat, ist nicht der Mann, der ich geworden bin.
Bilder von mir, von dem, was ich einem anderen Mann angetan habe, füllen meinen Geist.
Albträume erfüllen mein Leben - Tag oder Nacht, es spielt keine Rolle. Alles, was ich sehe, ist der Tod.

TULIP

Abschaum. Verborgen. Skandalös.

Das Bild, das die Stadt von mir hat, ist nicht das, was ich geworden bin.
Was ich spät nachts tue, um über die Runden zu kommen, frisst mich innerlich auf.
Ich habe keine Zukunft. Keine Perspektiven. Kein Geld.
Schon immer versuche ich zu verbergen, dass ich ein Nichts bin.

Erscheinungsbilder sind Lügen, die wir der Außenwelt präsentieren.
Wir tragen Masken, die wir selbst gegenüber unseren engsten Freunden nicht ablegen.
Niemand weiß, was sich unter der Oberfläche verbirgt.
Niemand wird es jemals erfahren.

Inklusive der Bonus-Kurzgeschichte "Protector - Laurie & Jesse".

Über die Autorin

Als Einzelkind musste Hayley Faiman sich mit sich selbst beschäftigen. Im Alter von sechs Jahren begann sie, Geschichten zu schreiben, und hörte nie wirklich damit auf. Die gebürtige Kalifornierin lernte ihren heutigen Ehemann im Alter von sechzehn Jahren kennen und heiratete...

Weitere Teile der Außergewöhnliche Helden Serie

Leseprobe

Louis

Schon die zweite Nacht in Folge schlafe ich nicht. Das ist verdammt lächerlich, und jedes Mal, wenn ich versuche, meine Augen zu schließen, sehe ich nur Antoni und seine Familie vor mir. Ich angele nach den Schlaftabletten, die mein Arzt mir verschrieben hat, entscheide mich dann jedoch dazu, sie nicht einzunehmen und werfe sie wieder in die Schublade meines Nachttisches.
Ich strampele mir die Bettdecke vom Körper, ziehe mich an und beschließe, heute Abend etwas anders zu machen. Anstatt ins Fitnessstudio zu gehen, werde ich draußen laufen. Ich habe schon verdammt lange keinen Langstreckenlauf mehr absolviert, und ich muss...

...an meiner Ausdauer arbeiten.
Ich mache mich auf den Weg in die Stadt, anstatt nur, wie sonst, um mein Grundstück herum zu joggen. Ich wohne etwa zehn Meilen außerhalb der Innenstadt. Ein Zwanzig-Meilen-Lauf wird mich bestimmt genug ermüden, um vielleicht eine oder zwei Stunden zu schlafen, ohne von einem Albtraum geweckt zu werden.
Ich stecke mir meine AirPods in die Ohren, öffne meine Jogging-Playliste und starte sie. Dann mache ich mich auf den Weg.
Es ist dunkel draußen, weit nach zehn Uhr am Abend, und ich sollte wahrscheinlich nicht auf diesen Schotterpisten laufen, wo sich viele wilde Tiere herumtreiben, aber im Moment bin ich auch nicht bei klarem Verstand.
Alles, woran ich denken kann, ist Antoni, und ich muss ihn endlich aus meinem Kopf bekommen.
Also renne ich.
Die Augen nach vorne gerichtet, die Beine pumpen, der Schweiß rinnt mir über den Körper. Fast zwei Stunden später halte ich an, da meine Uhr mich auf die Distanz von zehn Meilen aufmerksam macht, die ich mir vorgenommen habe.
Ich stütze meine Hände in die Hüften, beuge mich leicht vor und versuche, wieder zu Atem zu kommen. Mir wird klar, dass ich mich auf einem Parkplatz befinde. Ich hebe den Kopf und begutachte das Gebäude. Ich habe nämlich nicht darauf geachtet, wohin ich renne, sondern nur darauf, dass ich in Richtung Stadt unterwegs bin.
Headlights - Scheinwerfer.
Der Name des Ladens blinkt über dem kleinen Metallgebäude auf. Offensichtlich handelt es sich um eine Wohnanlage, ähnlich wie der von Wyatt, doch ich habe das Gefühl, dass diese hier von innen ganz anders aussieht. Ich war noch nie hier, wusste nicht einmal, dass das hier existiert, obwohl ich nicht sicher bin, wie das möglich ist.
Schmunzelnd blicke ich auf die Uhr auf meinem Handy und weiß, dass es nur eine Person gibt, die wach genug ist, um mir zurückzuschreiben.

Ich: Gallup hat einen Stripclub?

Ford: Headlights?

Ich: Das klingt verdammt kitschig.

Ford: Wir sind hier in Gallup. Wir haben verdammt viele Rehe. Ich habe nie behauptet, wir wären klug.

Ich: Warst du schon mal drin?

Ford: Ich bin Single. Alle meine Freunde sind verheiratet. Ich habe nichts anderes zu tun. Es ist allerdings schon eine Weile her. Aber keine Muschis. Sie behalten alle ihre Slips an.

Ich schmunzele aufgrund unseres Austauschs und der Tatsache, dass Ford genau weiß, was in diesem Gebäude abgeht. Ich schaue wieder das Haus an, meine Augen scannen den Parkplatz und bleiben plötzlich an etwas kleben. Mein ganzer Körper verkrampft sich.

Ich: Morgen Abend. Um Mitternacht.

Ford: Wir sehen uns dort.

Ich stecke mein Handy wieder in Tasche und gehe auf das Auto zu, das mir vor ein paar Augenblicke aufgefallen ist. Als ich auf der Fahrerseite stehen bleibe, werfe ich einen Blick in das Wageninnere und stoße ein Grunzen aus. Ich weiß, wem dieses Auto gehört, und die blaugrüne Wasserflasche im Getränkehalter bestätigt meinen Verdacht.
Es scheint, als hütet jemand ein Geheimnis.
Ich denke darüber nach, mich hineinzuschleichen, um der Sache auf den Grund zu gehen, entscheide mich aber dazu, morgen mit Ford zusammen reinzugehen. Zugegeben, ich bin mir nicht sicher, ob ich will, dass er sieht, was ich hinter den Türen des Headlights vermute.
Verdammte Scheiße.
Kopfschüttelnd schalte ich meine AirPods wieder ein, um die zehn Meilen nach Hause zurückzujoggen. Ich werde sie festnageln. Ich werde sie übers Knie legen und ihr verdammt noch mal den Hintern versohlen. Sie hat es verdient. Jedes verdammte bisschen davon.
Als ich wieder zu Hause bin, bin ich keineswegs ruhiger als bei meiner Entdeckung vorhin. Ich weiß nicht, ob ich sie morgen treffen, ob ich ihr in die Augen schauen kann, ohne eine Erklärung oder Antwort von ihr zu verlangen.
Als ich die Haustür hinter mir zuschlage, bin ich zu aufgewühlt, um ins Bett zu gehen. Deshalb gehe ich in mein Fitnessstudio, um Gewichte zu heben. Hoffentlich wird das meine Wut ein wenig mildern.
Das einzig Gute ist, dass ich nicht mehr an Antoni und seine Familie denken muss.
Die schlechte Nachricht ist, dass ich immer noch nicht schlafen kann. 

Tulip

Ich weiß noch nicht genau, ob ich erleichtert oder enttäuscht bin, als mir mein Lieblingsessen von einer Kellnerin anstelle von Louis serviert wird. Es liegt ein Zettel bei, auf dem steht, dass es ihm leid tut, dass er es nicht geschafft hat. Ich gebe der Kellnerin ein paar Dollar mehr Trinkgeld, obwohl ich weiß, dass Louis ihr vermutlich schon eine ganze Menge bezahlt hat, denn normalerweise liefert Bill´s Burgers nicht aus.
Ich nehme den Truthahnsalat und die frittierten Gurken mit in den Pausenraum und versuche, sie zu genießen, aber ich bin zu enttäuscht. Es schmeckt mir nicht und ich fühle mich nicht gut. Irgendetwas stimmt nicht. Er hat so eine große Sache daraus gemacht, mich zu treffen, und hat behauptet, er hätte mir so viel zu sagen, und nun hat er mich einfach sitzen lassen.
Ich bezweifle, dass er heute irgendetwas zu tun hat, zumal er mir gesagt hat, dass er ausspannt, solange er hier ist. Er arbeitet nicht, er verbringt Zeit mit seinen Freunden, aber die meisten von ihnen arbeiten tagsüber, so wie ich.
„Geht es dir gut?“, erkundigt sich Mark, als er sich auf den freien Stuhl mir gegenüber fallen lässt.
Mit einem Ruck hebe ich den Blick. Er grinst mich an und ich habe keine Ahnung, was er so lustig findet, doch ich frage ihn auch nicht danach. Ich mag ihn als Arbeitskollegen, aber wir sind keine Freunde. Zudem empfange ich seltsame Schwingungen von ihm, und das die ganze Zeit.
„Alles bestens.“ Ich nicke.
Brummend wandert sein Blick über meinen Körper, bevor er wieder zu meinem Gesicht schweift. „Ja, das stimmt. Hey, wenn du heute Abend noch nichts vorhast, würde ich gerne mit dir ausgehen.“
„Wie bitte?“, krächze ich.
„Ich habe dich gestern Abend gesehen. Mir gefiel, was ich sah. Und da dachte ich, da du Single bist, würdest du bestimmt gerne mal mit mir ausgehen.“
Ich schlucke und meine Augen weiten sich, als ich endlich realisiere, was er mir damit sagen will. Er hat mich gestern Nacht gesehen.
Er. Sah. Mich. Gestern. Nacht.
„Denk darüber nach.“ Er grinst, während er aufsteht.
Ich muss über sein Angebot nicht nachdenken. Mark ist ja ganz nett und so, aber er ist mein Chef und gut fünfzehn Jahre älter als ich. Außerdem wohnt er noch bei seiner Mutter. Nicht, dass es grundsätzlich etwas daran auszusetzen gäbe, doch ich habe ihn mehrfach darüber sprechen gehört, wie er ihre Füße mit Lotion einreibt. Das hat mich doch sehr stark an Norman Bates, den Hauptantagonisten aus dem Thriller-Roman Psycho, erinnert.
Den Rest des Arbeitstages halte ich mich von Mark fern und renne regelrecht aus dem Laden, als meine Schicht zu Ende ist. Ich erwarte ein wenig, Louis neben meinem Auto stehen zu sehen. Wie am Tag zuvor. Allerdings werde ich wieder enttäuscht, denn niemand wartet auf mich.
Die nächsten Stunden verbringe ich damit, meine Wohnung aufzuräumen, bevor ich dusche und mir tonnenweise Make-up auftrage, das ich für den Zweitjob auflegen muss. Ich ziehe mein Outfit an und weigere mich, in den Spiegel zu schauen. Wie jeden Abend. Ich ziehe mir einen schweren, übergroßen, dicken Kapuzenpullover über und eile aus der Wohnungstür.
Als ich auf dem Parkplatz meines Nebenjobs ankomme, parke ich meinen Wagen im öffentlichen Parkbereich. Ich umklammere das Lenkrad und stoße einen schweren Seufzer aus. Es ist so weit. Der Moment, vor dem ich mich sechs Nächte in der Woche fürchte und mich auch die letzten fünf Monate gefürchtet habe.
Ich rede mir selbst ein, dass das hier nur vorrübergehend ist, aber mit jedem Tag, der vergeht und an dem ich hierher zurückkehre, steht für mich zweifelsohne fest, dass dieser Job weniger temporär ist und immer mehr zu einem festen Bestandteil meines Lebens wird.
Ohne dieses zusätzliche Einkommen kann ich mir keinen Cent zur Seite legen. Ich brauche aber Ersparnisse, weil ich eines Tages mehr aus meinem Leben machen möchte. Ich bin mir noch nicht sicher, was dieses Mehr sein wird, aber ich möchte vorbereitet sein, wenn ich es denn irgendwann herausfinde.
Ich stelle den Motor ab, öffne die Tür und steige aus dem Wagen. Ich eile über den vermüllten Schotterparkplatz und lächele den Türsteher an, der den einzigen Kundeneingang bewacht. Er sagt nichts zu mir, das tut er nie, denn er ist kein besonders guter Türsteher. Er ist nur irgendwie da, für den Fall, dass mal wirklich etwas passiert.
Als ich von Gästen begrapscht, befummelt und bedrängt wurde, hat er sich nicht ein einziges Mal eingemischt. Als ich hier anfing, sagte Charlie zu mir, dass wir alle aufeinander aufpassen müssen. Das Management und der Türsteher unternehmen einen Scheißdreck, weshalb sie vollkommen recht hatte.
Jetzt sind es also Charlie und ich, die sich gegenseitig helfen. Ich bin ihr keine große Hilfe, aber ich denke, wenn es hart auf hart kommen sollte, sind meine Absätze scharf und spitz genug, um genug Schaden anzurichten, damit wir weglaufen können.
Ein beschissener Plan, aber das ist alles, was wir haben.
„Hey Mäuschen“, ruft Charlie mir zu, als ich die Umkleidekabine betrete.
Hey“, entgegne ich zerstreut. Sie spricht mich nicht direkt darauf an, aber ich kann ihren Blick auf mir spüren.
„Spuck’s schon aus“, sagt sie ein paar Augenblicke später.
Ich rücke meinen glitzernden BH zurecht, als ich den Kopf drehe und zu ihr hinüberschaue. „Ein Typ, mit dem ich mich früher mal getroffen habe, ist wieder in der Stadt. Er hat mich heute Mittag zum Essen eingeladen und versetzt.“
Ihre Augen weiten sich. „Und es handelt sich dabei nicht um Joey?“
Sie hat das Recht, mich das zu fragen. Schließlich bin ich schon so oft zu ihm zurückgegangen. „Es ist nicht Joey“, bestätige ich ihr.
„Ist er heiß?“
„Total heiß.“
„Dann warte doch nicht darauf, dass er den ersten Schritt macht. Wenn du ihn willst, dann sei mutig, Mädchen. Fahr zu ihm nach Hause und frag ihn, was zum Teufel da los war.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob das klappen würde“, murmele ich.
Sie schüttelt den Kopf. Das rote Haar ihrer Perücke fliegt ihr um die Schultern. Ich weiß, dass sie eine Perücke trägt, denn ich habe ein paar Mal gesehen, dass sie eigentlich von Natur aus brünett ist.
Sie sagt, sie macht es gerne spannend, indem sie Perücken trägt, aber ich denke, dass sie bloß ihre wahre Identität verbergen will. Ich kann es ihr nicht verdenken, denn ich hätte das Gleiche tun sollen.
„Das wird es schon. Männer lieben Frauen, die selbstbewusst und selbstsicher sind.“
Ohne etwas darauf zu erwidern, sehe ich ihr dabei zu, wie sie den Raum verlässt. Ihre Worte klingen in meinen Ohren nach. Männer lieben Frauen, die selbstbewusst und selbstsicher sind. Ich bin weder das eine noch das andere und war es auch nie. Ich frage mich, ob ich mich deshalb zu Joey, dem Loser, hingezogen fühlte und ob Louis mich deswegen abserviert hat?
Meine Augen füllen sich mit Tränen, doch ich dränge sie zurück, damit meine Wimperntusche meine Wangen nicht mit schwarzen Schlieren beschmiert.
Scheiße.
Vielleicht bin ich das Problem.

 

Louis

„Was ist der wahre Grund, wieso du hierherkommen wolltest?“, will Ford wissen und nippt an seinem Bier.
Ich führe das Wasserglas an meine Lippen und nehme einen kräftigen Schluck, während mein Blick über die Showbühne und die Frauen in diesem Raum schweift. Ich habe sie noch nirgends gesehen, doch ich weiß, dass sie hier ist. Sie hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nur einen freien Abend die Woche hat und dieser liegt schon hinter ihr.
„Ich wollte nur mal vorbeischauen, weil ich mich zu Hause zu Tode langweile.“ Ich zucke mit den Schultern.
Ford schnaubt, offensichtlich glaubt er mir kein Wort und ich mache ihm keinen Vorwurf. Ich bin ein mieser Lügner, das war ich schon immer. Deshalb versuche ich es normalerweise auch gar nicht erst. Außerdem fühlt sich Geflunker verdammt noch mal nicht gut für die Seele an.
„Du weißt, dass die meisten von ihnen für ein paar Dollar mehr alles tun würden, was du willst“, meint Ford. Ich wirbele herum, meine Augen weiten sich und Wut beginnt in mir zu brodeln. „Wer ist sie?“
„Willst du mich verarschen?“, knurre ich.
Er zuckt mit den Schultern. „Ja, verflucht. Ich wollte, dass du eine echte Reaktion zeigst und die habe ich soeben bekommen. Und jetzt sag mir, warum du meinen Arsch hierhergeschleppt hast. Es macht mir nichts aus, herzukommen und eine Show zu genießen, aber es gibt einen Grund, warum du hier bist. Versuch nicht, es zu leugnen.“
Ich streiche mir mit der Hand über meinen kahlen Kopf. Ich atme ein, schließe die Augen und weiß, dass er es sowieso bald herausfinden wird. Das heißt, wenn er es nicht schon längst weiß. Gallup ist klein und ich bezweifele, dass jemand eine Karriere als erotische Tänzerin lange verheimlichen kann.
„Wegen Tulip“, lasse ich ihn wissen.
Es herrscht einen Moment lang Schweigen zwischen uns, da sich der Raum verdunkelt. Musik setzt ein, dann erhellt das Licht lediglich die Bühne. Ich achte nicht wirklich auf die Show, konzentriere mich ausschließlich auf Ford, der plötzlich hustet und sein Kinn nach vorne reißt.
„Ich sehe schon.“
Als ich meine Aufmerksamkeit auf die Bühne richte, dreht sich mir der Magen bei dem Anblick um, der sich mir bietet.
Es ist Tulip.
Sie steht auf der Bühne und tanzt. Zu Beginn nutzt sie die Stange nicht wirklich. Sie hält sich nur daran fest. Doch dann lässt sie ihren Arsch zu Boden gleiten und spreizt die Beine. Der einzige Trost ist, dass sie eine kurze Shorts trägt.
Ihre Klamotten behält sie nicht lange an. Sie zieht ihr Oberteil aus und entblößt jene Titten, von denen ich schon oft geträumt habe, in einem Raum voller Fremder. Dann zieht sie sich die knappe Hose, die sie soeben noch getragen hat, mit einem Ruck aus.
Ich beobachte mit einer Mischung aus Entsetzen, Wut und einer gehörigen Portion Lust, wie sie sich auf dem Boden räkelt, mit nichts weiter als einem Stofffetzen, der ihre Muschi bedeckt. Alles andere an ihrem Körper ist völlig entblößt.
Als das Licht ausgeht und ihr Tanz zu Ende ist, sehe ich zu, wie sie ihr Geld von der erdunkelten Bühne einsammelt, dann wende ich mich an Ford. „Das wird das letzte Mal sein, dass du so etwas siehst“, schnauze ich ihn an.
Er dreht sich zu mir her, seine Lippen sind zu einer verdammten Grimasse verzogen. „Diese kleine Showeinlage werde ich so schnell nicht wieder vergessen, Louis.“
„Lösch sie aus deinem Gedächtnis“, befehle ich ihm, während ich aufstehe.
Ford wirft lachend den Kopf in den Nacken. „Das ist verdammt unwahrscheinlich“, ruft er mir hinterher, als ich von ihm weg marschiere und in den hinteren Teil des Clubs eile. Ich hebe meine Hand und zeige ihm den Mittelfinger über die Schulter.
Als ich das erreiche, von dem ich annehme, dass es sich um die Garderobe des Clubs handelt, bin ich sehr überrascht, keinen Türsteher zu sehen. Eigentlich sehe ich hier überhaupt kein Sicherheitspersonal, abgesehen von dem Mann, der den Eingang bewacht.
Stirnrunzelnd greife ich nach dem Türknauf und drehe daran. Meine Vermutung bestätigt sich, als ich ein Meer aus nackter Haut und glitzernden Funken sehe.
„Verdammt, kann ich dir helfen?“, fragt eine großgewachsene Frau mit roter Perücke auf dem Kopf und versperrt mir die Sicht auf den Rest des Raumes.
Ich verschränke die Arme vor der Brust und neige den Kopf zur Seite. „Ich muss mit Tulip sprechen.“
Sie verengt ihre Augen und verschränkt ebenfalls die Arme vor ihrer Brust. „Das glaube ich nicht.“
Ich beiße mir auf die Unterlippe, um sie nicht anzulächeln, und schüttele den Kopf. Sie ist niedlich, da sie versucht, hart zu sein, aber ihr Schauspiel funktioniert nicht. Ich kann sehen, dass sie Schiss hat. Ihre Beine zittern, ebenso wie ihre Hände.
Ich schaue ihr über die Schulter und suche den Raum nach der Frau ab, die mein gottverdammtes Herz in ihren Händen hält. Sie weiß nicht, wie viel mir unsere gemeinsame Nacht bedeutet hat, und dass ich am Boden zerstört war, als ich erfuhr, dass sie nicht mit jemandem wie mir zusammen sein kann.
Sie weiß einfach nicht, was sie mir angetan hat. Was sie mit mir gemacht hat, obwohl wir nur ein paar Stunden zusammen verbracht haben. Wie sie mich fühlen ließ. Zum ersten Mal fühlte ich mich ganz, da diese Frau mich und nicht meinen Beruf sah. Dass ich mehr bin als ein Profiboxer. Dass ich mehr als nur ein Sprungbrett zum Ruhm bin.
„Louis?“
Ihre Stimme klingt schrill, panisch und nahezu erschrocken wegen meines Auftauchens hier.
Als ich das Kinn senke, sehe ich sie in Schulterhöhe neben der Frau stehen, die mir den Weg versperrt. Sie hat sich viel zu hohe Absatzschuhe angezogen und trägt ein Gewand, um ihre Nacktheit zu verdecken. Ihr Make-up ist viel zu stark, ihre Haare hochgesteckt und aufgestylt.
„Tulip“, sage ich. „Komm her.“

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